Originaler geht nicht. Na echt nicht.


Bei Museumswirt Franz Hofbauer zu Gast. Oder: Warum man beim Rindfleischkönig über die Formel der Antibaby-Pille stolpert.

Das Lokal ist eigentlich nicht erzählbar. Und sein Wirt nicht beschreibbar. Weil man Originale erleben muss. Und ein Original ist er wirklich, dieser Franz Hofbauer. Er kocht nämlich Rindfleisch. Und das seit 1975. Nicht immer dasselbe, keine Angst. Aber auf die gleiche Art und Weise. Nämlich eine besonders gute. Habe ich zumindest schon aus verschiedenen, kulinarisch vertrauenswürdigen Ecken gehört. Und wenn ich das nächste Mal hier im Museumswirtshaus bin, werde ich den Tafelspitz kosten. Spätestens im Frühling. Im „Natur Gastgarten“, hier kann man nämlich besonders schön sitzen.

„Es gibt zwei Leute, die Rindfleisch kochen können. Der Plachutta und der Hofbauer“, nicht unbescheiden, der Museumswirt. Gefällt mir. Dann also Rindfleischkönig der Wachau. Aber das ist noch nicht alles. Sammler ist er. Offensichtlich. Das Lokal, so übervoll, dass es schon wieder charmant ist.

Und es dauert nicht lange, dann schleppt Herr Hofbauer das Buch an. DAS Buch. 20 Jahre. Ein Stück Zeitgeschichte. Maler, Politikerinnen, Karikaturisten, ORF-Sprecherinnen, Wissenschaftler, Musikerinnen … Wer aller schon in dieses Gästebuch geschrieben, gezeichnet, gekritzelt, geklebt hat: toll.

Zum Beispiel Gottfried Helnwein, der „den besten Erdäpfelsalat“ lobt. Oder Alfred Hrdlicka, der sich in Spiegelschrift ins Gästebuch verewigt hat. Oder Manfred Deix und Gustav Peichl, die sich hier schon viele Nächte um die Ohren geschlagen haben dürften – so wie die Zeichnungen wirken … Oder Carl Djerassi, der Erfinder der Antibaby-Pille, der die Pillen-Formel ins Buch gezeichnet hat. Oder Christiane Hörbiger, die sich endlich über einen Nichtraucher-Bereich freut. Oder. Oder. Oder. „Viel Geld hat man mir schon für dieses Buch geboten“, erzählt Franz Hofbauer. Verkaufen? Nie. „Das gibt’s ja heute nicht mehr.“


Leute, lasst euch dieses Buch zeigen, wenn ihr zu Franz Hofbauer essen geht. Und tut’s bald. Denn das ist die traurige Seite dieser Geschichte. Das Museumswirtshaus wird Ende des Jahres zusperren. Weil an seinem Platz das Kunstmuseum NÖ gebaut wird. Aber bis dahin kann man das Gefühl noch erleben: Hier an einem Platz zu sein, den’s kein zweites Mal gibt.

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7 Kommentare zu „Originaler geht nicht. Na echt nicht.“

  1. Danke für deine Meinung, Oliver. Ich sehe das ein bissl anders. Ich finde, verbindliche Volksbefragungen sind nicht der richtige Weg. Man muss von Fall zu Fall entscheiden, wo es auch Sinn macht. Sonst ist eine Volksbefragung schnell reiner Populismus. Und gegen den hab ich was.

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  2. Das hat nichts mit Populismus zu tun, sondern damit, dass die Bürger das Recht haben, über die Zukunft und den Lebensraum ihrer Stadt zu entscheiden und nicht schlecht informierte, lobbygesteuerte Politiker Projekte beschließen, die die Kremser nicht wollen. Im speziellen Fall Hofbauer wurde das Projekt hinter dem Rücken der Kremser im niederösterreichischen Landtag beschlossen, die Kremser Stadtpolitiker wurden sogar in der Zeitung „NEWS“ als „Prölls Ministranten“ bezeichnet. Halte persönlich eine adäquate Veranstaltungshalle, ein Theater oder eine Grüne Oase (a la Hofbauer-Garten9 mit Events, Speaker´s Corner, Plattform für Kreative, Vernissagen um vieles wichtiger und Krems-spezifischer als ein biederes Sammlermuseum für snobistische Touristen. Und viel billiger als ein 35 Millionen Euro-Betontrabant neben der Donaulände, Tiefgaragen und zusätzliche Parkdecks noch nicht einmal inbegriffen…

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  3. Argh, das ist schade. Ein neues Museum ist gut, aber dass dafür so ein tolles Lokal verschwinden muss. 😦 (Vielleicht macht aber dein Beitrag hier so viel Lust auf das Lokal, dass sie sich vor Besuchern nicht mehr retten können und wohl oder übel das Museum einfach rundherum gebaut werden muss.) 😉 Ich werde definitiv mal den Weg von St. Pölten nach Krems beschreiten, um mir dieses Lokal zu Gemüte zu führen. 🙂 (Also, der Name ist bei dir Programm: Du machst Lust auf Krems.

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