Warum die Aida in Krems Wilhelm heißt


Kennt ihr diese Orte? Die sich irgendwie echter anfühlen als andere. Das Café Wilhelm an der Kremser Ringstraße ist so einer für mich. Vielleicht hat es mit den Menschen zu tun, die diesen Orten ihren Stempel aufdrücken. Mit „Seele“. Und im Falle dieses Cafés hat es mit Renate Goll zu tun, der Besitzerin. Sie steht jeden Tag im Geschäft – und ist dafür verantwortlich, dass das Interieur zum Großteil noch original ist. Original 60er. Entworfen von dem Architekten, der auch die Wiener Aida-Filialen geplant hat. Rudolf Vorderegger. Deshalb gibt’s im Wilhelm noch diese Fliesen. Und diese Stühle. Und diese Tische.

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Und auch sonst hat sich in den letzten Jahrzehnten wenig verändert. Das Angebot ist kleiner geworden. So wie die Nachfrage. Kaum jemand, der noch die Bonbonniere im Café kauft. Es gibt sie trotzdem.  Genauso wie Columbia Kaffee. Der Marke und der Mischung – „der teuersten“ – ist Renate  Goll treu geblieben. Schmeckt mir. Und dazu kann man sich sein ganz individuelles Frühstück zubereiten lassen. Ein Butterkipferl. Oder doch ein Schinkensemmerl? Keine Frühstücks-Superkombis weit und breit. Nur das ganz Klassische. Was für eine schöne Abwechslung. Mit etwas Nostalgie und ganz vielen Tageszeitungen. Zum Kaffee die Frage, welche es denn sein darf. Ein Moment der Entschleunigung. Starbucks-Antithese. Hier bekommt man Lust zu schauen. Nicht mit gesenktem Blick ins Smartphone. Sondern vielleicht zu den Stammgästen, die hier vereinzelt sitzen. Oder auf die Details, die man sieht, wenn man genauer schaut.

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Besitzerin Renate Goll mit dem Bild ihrer Mutter, die damals am selben Platz Kaffee verkaufte.

Oder man kommt mit Renate Goll ins Gespräch. Die weiß viel von Krems, wie es früher war. Zu der Zeit, als zu dem Café noch viele Geschäfte mehr gehörten. Eine Bäckerei, eine Mühle, Greißlereien. “In der Bäckerei war immer Licht und Leben, besonders zur Weihnachtszeit. Als ich in der Früh zur Schule ging, bin ich durch die Backstube, durch die Körbe dampfender Semmeln. Das ist eine schöne Erinnerung.“

Lust auf einen Besuch? Montag bis Freitag ist von 6 bis 18:30 Uhr offen, Samstag von 6 bis 12 Uhr. Ringstraße 27.

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