Oh, those summer niiiiights.

Das Winzerhaus Kitzler verwöhnt Gaumen und Seele. Eine zweitägige Grundlagen-Recherche aus den Rohrendorfer Weinbergen.

Eilmeldung vorweg: Die Kitzlers machen gerade Heurigen – noch bis 7. August!

Mit dieser Geschichte verabschiede ich mich in die Sommerpause. Und was gibt’s da Besseres als in eines der gemütlichen Gästezimmer von Petra und Johannes Kitzler einzuchecken. Urlaub ums Eck. Rohrendorfer Roadmovie.

Die Kitzlers nehmen Gästebetreuung ernst. Da bekommt schon beim ersten Hallo ein Glas „Gaumenkitzler“. Prickelndes Rosé. Exakt das Richtige nach einem heißen Tag. Ankommen und Schmäh führen. Bevor’s Richtung Zimmer geht. Die Pumps gegen Sandalen tauschen. Denn Johannes hat viel vor mit uns. Der VW-Bus ist normalerweise ein 6-Kitzler, äh 6-Sitzer. Petra und Johannes haben vier Kinder und dementsprechend Platzbedarf. Wir packen in den Bus diesmal aber nur uns und zwei Weinflaschen. Es geht ab zum Ursprung. Zwei Weine, zwei Weingärten. Achtung, Türen schließen!

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Johannes Kitzler schenkt nur reinen Wein ein.

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Wein trinken, dort wo er wächst. Grundlagen-Forschung, die den Blick neu lenkt. Dinge entdecken, die man nicht sehen würde. Weil sie zu nah oder zu naheliegend sind. So wie das Marterl „Marthal“, um das unglaublich schöne, meterhohe Disteln wachsen. Einen Schluck trinken – Riesling „Marthal“, what else?

Der Weg zurück führt durch die Kellergasse. Und in Begleitung eines Winzers kann man die unmöglich trocken passieren. Deshalb prosten wir mit zwei anderen Winzern, die da so lauschig an ihrem Stehtisch lehnen.

Bevor wir das Fleisch auf den Grill legen und eine Flasche Veltliner aufmachen, zeig ich euch noch die Gästezimmer. Sonst wird’s zu dunkel. Und dann sind alle Katzen schwarz – was in dem Fall schade wär!

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Klar, dass man bei den Kitzlers guten Wein trinkt. Da kann man verschiedene Veltliner entdecken, aber auch Raritäten. Mein Tipp: Neuburger. Man bekommt auch tolles Essen! Für Hausgäste kocht Petra immer wieder einmal. Und da kann es sein, dass um Mitternacht im simmungsvollen Familiengarten auf einmal dampfende Marillenknödel auf dem Teller landen. Die Marillen vom eigenen Baum. Sommernachtstraum. Einer der Momente, die man sich für immer merken wird.

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Außergewöhnlich: Petra Kitzler steckt hinter dem tollen Essen.

Option 2: Man erwischt einen der Tage, wo die Kitzlers Heurigen machen. Und das ist einer der besten, die ich kenne. Das Sitzen im Garten unschlagbar. Die Speisen top. Die Portionen üppig. Und wenn nach G’selchtem, Schweinsbraten oder Frischkäse-Mousse noch ein eitzerl Platz ist, dann probiert auch noch eine Mehlspeise. Dann mischen sich alle Geschmacksrichtungen. Dann ist alles rund. Dann kommt man noch einmal lieber zurück an diesen wunderbaren Ort.

Bis bald & danke für die vielen unvergesslichen Momente!

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Winzerhaus Kitzler, Untere Hauptstraße 53, 3495 Rohrendorf, Telefon: 02732/79686, kitzler@loess.at, www.loess.at

Heurigenlokal in der Kellergasse / Lindobelgasse 14.
Heurigen von 29. Juli bis 7. August 2016 – reservieren empfehlenswert!

Wein verkosten nach Voranmeldung: 0676 625 60 22

 

Wenn Wein tief wurzelt …

… dann ist man bei den Proidls in Senftenberg angekommen. Und dieser Ausflug ins Kremstal lohnt sich, denn hier könnt ihr etwas Besonderes erleben. Der Stammbaum der Proidls reicht nämlich bis ins 15. Jahrhundert zurück. Die Familie, eng mit der Gegend verwurzelt. Der Weinbaubetrieb und der Heurigen, tief im Ortsleben verankert.

Wurzeln. Auf die berufen sich heutzutage viele. Wenn Karl Proidl von Wurzeln spricht, dann tut er das auf eine unsentimentale, authentische Art und Weise. Nicht weil Tradition und Nachhaltigkeit gerade Modewörter sind. Sondern weil’s im Winzerleben ganz normal ist, dass man in Generationen und für Generationen denkt. Den Weingarten, den er bald aussetzt, den wird vielleicht seine Tochter oder sein Sohn bewirtschaften – falls sie das einmal wollen, denn „gut ist man nur, wenn man Dinge gerne tut“.

Die jüngste Generation hat ihren Lieblingsplatz gefunden: die alte Schulbank.

Und Wein, den macht er gerne. Am liebsten Riesling. Am allerliebsten Lagenweine. Allesamt Weine, die ins Kremstal passen. Rameln. Hochäcker. Pellingen. Das besondere an Lagen in Senftenberg? Dass die Vegetation hier einen Tick später dran ist. Das bewirkt, dass die Trauben eine Spur weniger Zucker haben, physiologisch aber reif sind. So entstehen Weine mit Struktur und Kraft – mit einem nicht sooo hohen Alkoholgehalt. Und genau das interessiert Karl Proidl. Starke Weine, die einen aber nicht umhauen. Weine zum Lagern. Weine, die vielleicht auch bald wieder mit Kork verschlossen werden – zumindest einige davon. Und da sind wir schon mittendrin in den Zukunftsprojekten. Der Verkostungsraum, der bald fertig sein soll. Muscaris, Neuburger. Weinsorten, die bald ausgesetzt werden sollen.

Da der Senftenberger – und der Rest der Welt – aber nicht vom Wein allein lebt, hat der Proidl auch immer wieder ausg’steckt. Nämlich an genau 60 Tagen pro Jahr. Also 60 gute Gründe, um nach Senftenberg zu kommen. Und ja: Ich bin befangen. Weil Heimatort. Plus gemeinsame Vor-Vorfahren. Aber den Proidl muss man einfach empfehlen. Und das hat neben dem Wein noch viele Gründe. Ungefähr so viele, wie die Familie Proidl Mitglieder hat.

Jeder Teil der Familie bringt hier seine oder ihre Stärken ein. Karl beim Wein. Nicole beim Ambiente. Die Eltern Karl und Maria beim Heurigen, zum Beispiel beim Fleisch-Machen. Birgit bei den Süßigkeiten und den saisonalen Leckerbissen … Ihr seht, hier fügen sich viele gute Teile zusammen. Aber es ist noch mehr. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Kennt ihr den Spruch? Er passt zum Proidl. Und ein bissl Aristoteles darf nach ein paar Achteln schon sein …

Nachschenken? Ja gerne.

Muss ich noch extra erwähnen, dass das Essen besonders gut ist? Und in besonders umfangreichen, schönen Portionen daherkommt? Insidertipp: Verschießt nicht euer ganzes Pulver bei den salzigen Sachen. Die Mehlspeisen sind hier nämlich Extraklasse. Meisterklasse. Gemacht von Karls Schwester Birgit, einer echten Konditormeisterin. Das schmeckt man. Und sieht man. Schokocreme-Schichten so gerade wie das Burgenland. Glasuren so glänzend wie Outfits von Conchita. Wobei: Mein Favorit ist ja die Grammelbäckerei. Die kriegt man sonst fast nirgendwo  – und die passt so schön zum Wein.

Also los: Der Proidl hat jetzt nämlich gerade ausg’steckt bis 28. Juni. Danach wieder im August. Alle Termine findet ihr hier. Am Wochenende ist es nicht schlecht, wenn ihr reserviert.

Wein ab Hof könnt ihr euch eigentlich immer holen. Man ruft einfach kurz vorher an und macht sich mit Karl einen Termin aus: 0664 116 47 80.

Also dann, bis bald in Senftenberg!

Gut gegessen. Schwein gehabt.

Ein Lokalaugenschein beim Stoiber-Heurigen am Weinzierlberg.

Es ist ja schon fast Frühling. Und spätestens jetzt kommt die Lust, wieder verstärkt zum Heurigen zu gehen. Und da ist mir vor Kurzem einer untergekommen, den ich noch nicht kannte. Am Rand von Krems am Weinzierlberg (gleich bei den Winzer Krems übrigens!) Den Heurigen find ich gut. Weils erstens ein Familienbetrieb ist. Und die Familie Stoiber eine ganz nette. UND weil besagte Familie dort ziemlich tolle Sachen vom Schwein auf den Teller bringt. Ich sag nur selbstgemachte – rohe! – Saumaise. Hab ich vorher noch nie gegessen. Ein Fehler. Lardo, auch sehr gut. Die klassichen Sachen wie Geselchtes und Schweinsbraten sowieso.

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Und warum schmeckt das Zeug so gut? Nach eingehender Analyse wurden zwei Gründe herausgefiltert: Weil sich die Familie Stoiber ihre Schweine selbst aussucht. Sprich: Man kennt sich. Die Schweine wachsen auf einem Waldviertler Bauernhof auf.  Mit viel Auslauf – und deshalb besonders feiner Fett-Maserung. Zerlegt, verwurstet, verkocht wird alles selbst. Oft nach Rezeptur von Papa Stoiber, oberster Feinspitz der Familie. Immer auf der Suche nach neuen Rezepten und Geschmäckern.

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„Als wir noch Kinder waren, hat uns der Papa immer herumgeschleppt. Der schlimmste Urlaub war der in der Toskana, wo wir zwei Wochen von Tschecherl zu Tschecherl gezogen sind – auf der Suche nach neuen Gerichten“, erzählt Johanna Stoiber. Naja, gar nicht so unsympathisch, dieses Urlaubs-Konzept. Aber das ist eine andere Geschichte.

Zurück zu den Stoibers. Und dem zweiten Grund, warum es sich auszahlt, hier einmal zu essen. Nämlich dem besonderen Zugang, immer wieder etwas neues, kulinarisch Interessantes bieten zu wollen. Deshalb gibt’s neben der klassischen Karte auch eine saisonale/regionale. Und deshalb gibt’s erst jetzt im Frühjahr wieder Schafkäse. Von Frau Proidl in Dross übrigens. Ich hab ihn gekostet – und die Kombi mit der Paprikamarmelade sehr gelungen gefunden.

Auch Zucker-Freaks wie ich kommen hier auf ihre Rechnung. Das klassische Heurigen-Dessert – die Wachauer Schnitte – gibt’s sowieso. Aber auch immer einen frischen Kuchen. So wie dieser mit Äpfeln. Sehr gut. Deshalb habe ich Frau Stoiber das Rezept für euch abgeluchst. Voilà.

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Also ich kann nur empfehlen, die Karte der Stoibers selber zu testen. Auch weil der Blick vom Lokal in den Weingarten etwas Tolles ist – und man hoffentlich bald draußen in der Sonne sitzen kann. Die Preise sind eine Spur höher als weiter draußen am Land. Es zahlt sich aber aus, finde ich. Zum Wein kann ich (noch) nicht viel sagen. Das Achtel, das zum Essen serviert wurde, hat mir geschmeckt. Fürs Durchkosten der Weinkarte wars bei meinem Besuch noch zu früh. Aber was nicht ist …

Der Stoiber hat jetzt noch bis 22. März ausgesteckt. Offen ist Dienstag bis Sonntag ab 16 Uhr. Am Wochenende solltet ihr reservieren. Hier Kontakt & Anfahrt.

Und falls der Stoiber gerade nicht offen hat, findet ihr hier auf meinem Blog noch ein paar Empfehlungen. Und auf www.heurigen.at gibt’s einen ziemlich guten Überblick, wo im ganzen Land ausg’steckt is‘.

Lasst es euch schmecken!

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