Das Duo und die Zeitmaschine.

Buchla trifft auf Piano. Was der Steiner Minoritenplatz mit elektronischer Musik zu tun hat.

Er ist eine Art Zeitmaschine. Und gleichzeitig der erste seiner Art. Am Steiner Minoritenplatz steht einer der ältesten Synthesizer der Welt. Normalerweise still und leise – als Highlight des Ernst Krenek-Forums. Der Komponist mit den österreichischen Wurzeln hat ihn 1967 bauen lassen.

Momentan wird am Retro-Synthesizer der Marke Buchla aber regelmäßig gedreht und geschraubt. Die Musiker Nicoletta Favari und Christopher Salvito arbeiten an und mit dem speziellen Musikgerät – sie sind bis Ende März 2021 als Artists in Residence in Krems.

It’s a time machine, kept alive in this very special place.

Nicoletta Favari
& Christopher Salvito

Wie die Sechziger Jahre in diesem Fall klingen? „It is electronic, but definitely has a retro sound, it’s very of its time“, finden die beiden. Eigentlich Pianistin und Percussionist, arbeitet das Künstler-Paar in Krems in Dialog mit dem Sixities-Synthesizer. Reinhören könnt ihr auf der Seite des Duos: https://passepartoutduo.com/epigrams

Oper, Zwölftonmusik, Elektronik: Ernst Krenek hat sich im Laufe seines Lebens mehrmals künstlerisch neu erfunden.

Passepartout Duo am original Buchla-Synthesizer aus den 1960ern.

Obwohl elektronisch, hat der Synthesizer eben noch etwas sehr Analoges. „Today everything is digital – transisted in zeros and ones. This synthesizer has a strong character and a very complex sound“, sagt Christopher Salvito.

(Wo)man against machine

Das Künstlerduo arbeitet in Krems an Mini-Performances, kombiniert mit Piano-Elementen. Die Corona-Isolation beschäftigt sie, ganz klar. „The pandemic changes the way we live. What this means, we can answer only from a future perspective.“

Ins Leben des Komponisten Ernst Krenek einzutauchen, ist für Nicoletta und Christopher eine spannende Reise. „Ernst Krenek really tried to innovate music. His story also makes us reflect, how important Austrians were for modern music.“

Heute beschäftgen die beiden nicht nur Innovation, sondern auch die Vermittlung von Musik. „The internet changes everything. The way we compose, the way we listen to it through streaming platforms. Its harder to earn money with music. But we kind of can do everything. That ist so special to this time.“

Alles möglich im Kosmos des Ernst Krenek Forums. Ab 2. März ist es auch für Besucherinnen und Besucher wieder geöffnet.

Alle Infos auf www.krenek.at und hier geht es zum Passepartout Duo.

Die beiden planen übrigens einen Auftritt am 2. Juni 2021 in der Alten Schmiede in Wien.

Text & Fotos: Pamela Schmatz

18 Schritte bis zum Schatz

Musiklehrerin Julia Kainz hat vielseitige Tricks auf Lager, um ihre Schüler zum Üben zu begeistern. Ein Besuch in der Musikschule Krems.

Sie wusste schon mit 14, dass sie Musiklehrerin werden will. Da hatte sie bereits drei Instrumente gelernt. „Die Blockflöte ist mir abhanden gekommen – aber Geige und Klavier spiele ich noch immer“, erzählt Julia Kainz. An der Musikschule Krems unterrichtet sie Geige und Bratsche. Zwischen sieben und zehn Schüler kommen da pro Tag zu ihr. Hört sich nach einem anstrengenden Programm an. Julia Kainz absolviert es mit absoluter Ruhe und Freude, ganz konzentriert auf den jeweiligen Schüler oder die Schülerin. „Jeder lernt anders – viele gut durch Bilder. Oder durch Imitation. Manche brauchen wieder sehr technische Anweisungen.“ Das Alter der Schützlinge ist bunt gemischt. Die Jüngste ist Fünf, der Älteste „irgendwo zwischen 40 und 50“, lächelt die Musiklehrerin. Erwachsene gehen oft kopf-lastiger ans Instrument heran. Wer eine musikalische Karriere starten will, sollte überhaupt so früh wie möglich anfangen – am besten vor dem 10. Lebensjahr. „Da sind die Sehnen und Muskeln noch sehr geschmeidig und man muss noch nicht so viel nachdenken in Sachen Schule.“

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Üben ist wie Zähneputzen

Nun zur brennendsten Frage (vieler Eltern). Wie schafft man’s, dass die Kinder regelmäßig üben, lange Spaß am Instrument haben? „Ich nenne das gute Übe-Hygiene. Üben sollte ganz automatisch in Tag integriert sein. So wie Abendessen oder Zähneputzen.“. Wobei auch das nicht immer funktioniert. In diesen Fällen greift Julia Kainz zur Trickkiste. Besser: Schatzkiste. „Dann habe ich hier eine Schatzkarte und nach jedem Mal Üben gibt’s einen Fußabdruck draufgestempelt. In 18 Schritten ist man beim Schatz. Da darf man sich aus meiner Kiste etwas aussuchen.“ Alter Piraten-Trick. So geht das also.

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Zwischen Kammermusik und Gothic-Festival

Musiklehrerin Julia Kainz versetzt mit ihrer Geige viele Welten in Schwingung: In der Musikschule und in verschiedenen Ensembles. Zum Beispiel mit Taksim Oriente oder Andyra. Zweites ist eine Mittelalter-Fantasy-Band, die Julia Kainz bis zum Wave-Gotik-Treffen nach Leipzig führt. Dazwischen auch Auftritte in Krems – beim Osterfestival IMAGO DEI oder mit dem Kremser Kammerorchester. Vielseitig, die musikalischen Welten von Julia Kainz. Da kann man vieles lernen!

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Musikschule Krems, Hafnerplatz 2, 3500 Krems
Tel. +43 (0) 27 32 / 801 365
E-Mail musikschule@krems.gv.at

Der Stammtisch und die Spielwiese.

Ganz Niederösterreich ist vom Wirtshaussterben bedroht. Ganz Niederösterreich? Nein! Ein von einer unbeugsam engagierten Familie geführtes Wirtshaus in Senftenberg hört nicht auf Widerstand zu leisten. Kommt mit zum Schlapfnwirt. Da ist jetzt Musikantenstammtisch. So wie jeden zweiten Samstag im Monat. Dazu gibt’s ein paar gute Achteln und frisch gezapftes Bier. Los geht’s!

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Stopp. Rückspultaste. Der Schlapfnwirt ist eigentlich kein klassisches Wirtshaus. Vielleicht ist ja auch das ein Erfolgsgeheimnis. Offen hat er nämlich nur abends und am Sonntag zum Frühschoppen. Essen gibt’s ganz reduziert, heute saure Sulz. Richtig gekocht wird zu besonderen Anlässen. Die Gans im November. Das Schwein beim Sautanz jeden letzten Donnerstag im Monat. Daneben und dazwischen viele Veranstaltungen, an denen nicht nur ausgelassen gekocht, sondern auch vorzüglich gefeiert wird. Next big thing: Wintersonnenwende am So, 20. Dezember.

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Steht es euch mit ihnen gut: Oliver und Günther schenken heute ein.

Das Wirtshaus ist eng mit der Familie Braun verbunden. Vielleicht Erfolgsgeheimnis Nummer Zwei. Jedes Familienmitglied trägt einen Teil bei. Der Vater macht den Hauswein und sitzt am Akkordeon – Entschuldigung – der Quetschn. Die Mutter steht in der Küche und macht … ja was eigentlich?  „Schickimicki kann ich nicht. Ich koch‘ Hausmannskost“. Sohn Günther korrigiert: „Mama, das ist keine Hausmannskost. Das ist verfeinerte Wirtshausküche“. Gut, nehm’ma das! Egal, wie man’s definiert, es schmeckt wunderbar.

Was einen guten Wirt ausmacht, frage ich Günther, einen von fünf Brüdern. Alle haben andere Brotberufe, aber für die meisten ist das Wirtshaus eine Spielwiese, auf der sie was ausprobieren, miteinander schöne Feste auf die Beine stellen können. „Ein guter Wirt lässt den Gast nicht ang’lehnt, geht ihm aber trotzdem nicht auf die Nerven. Wirt sein heißt zuhören – was ich schon für G’schichten gehört habe. Aber es gilt: Die Verschwiegenheitspflicht des Wirtes geht über die des Pfarrers oder des Arztes.

Wirtshaus. Seismograph. Vielleicht kriegt man an so einem Abend am Stammtisch mehr über allgemeine Gemütszustände mit als in der Zeitung oder durch quantitative Umfragen. Da lernt man einerseits, dass viel von Eigeninitiative abhängig ist, wenn man was auf die Beine stellen will. Da geht’s aber auch um Themen, die nachdenklich machen. „Das klassische Politisieren im Wirtshaus gibt es nicht mehr. Das hat sich radikalisiert, ist in eine depressive Grundstimmung gekippt. Und irgendwie hat die Alltagsraunzerei, die uns Österreichern ja als Charaktereigenschaft zugeschrieben wird, nichts mehr Charmantes …“, sagt der Wirt.

Mmh. Trotzdem: Die Institution Wirtshaus ist was Gutes. Was, wenn’s das nicht geben würde? Wenn’s richtig funktioniert, schafft es das Wirtshaus nämlich, dass Alt und Jung an einem Tisch sitzen. Dass die Leute miteinander reden. Und das ist zumindest eine Basis. Und das geht beim Schlapfnwirt besonders gut.

One more thing. Das Über-Drüber-Ding kommt nämlich jetzt. Ich habe versucht, Frau Braun das Rezept ihrer legendären „Gummler“, der Erdäpfelknödel, abzuluchsen. Vergesst Gramm und Deka. Ihr kocht so ein Reindl Erdäpfel wie auf dem Foto da unten. Presst sie heiß – wirklich  heiß! – und vermischt sie mit einem Packerl Erdäpfelmehl, einer Handvoll griffigem Mehl und ein bissl Salz. Knödel Formen, in Mehl wälzen, ab zum Schwimmkurs. 20 Minuten. Mahlzeit!

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Schlapfnwirt, Unterer Markt 44, 3541 Senftenberg.
Öffnungszeiten: Di-Sa ab 18 Uhr, So 10-12 Uhr.
Aktuelle Veranstaltungen auf der facebook-Seite.

 

 

 

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