Wider die Bespaßung.

Albrecht Großberger hat 17 Jahre Kultur in Krems gemacht. Ein Gespräch über seinen Jobwechsel und was Kunst so alles kann.

2016 ist wieder ein „Angstjahr“. Fußball-Großereignis trifft auf Open Air Kino. „Und das geht selten gut – immer wenn Fußball ist, ist kein Kino. Da schauen wir dann drauf, dass wir’s nicht gleichzeitig programmieren“, lacht Albrecht Großberger. Eine der vielen Erfahrungen aus seiner Zeit bei der NÖ Festival und Kino GmbH in Krems. Bald wechselt er nach St. Pölten in die Geschäftsführung der NÖ Kulturwirtschaft (NÖKU) . Ich hab mit ihm über Krems gesprochen. Über spannende Projekte, die heuer in die Stadt kommen. Und über die Aufgabe, aus einem bunten Mix ein stimmiges Ganzes zu machen.

„Kultur braucht unternehmerisches Denken, unternehmerisches Denken braucht Kultur“ – prangt groß auf der Seite der NÖKU. Mmh. War’s das schon? „Das bleibt Grundgedanke, aber das kann’s nicht gewesen sein. Wir müssen uns auf die Inhalte konzentrieren, Kultur darf keine reine Bespaßungsaktion sein. Und es darf keine Frage des Ortes sein, ob das Programm gut ist“. Also weg vom Provinziellen, selbst in den hintersten Winkeln und tiefsten Tälern des Landes. „Und es geht auch ums Querdenken. Verbindungen schaffen. Wie können 33 Kultur-Marken gemeinsam mehr zustande bringen. In Krems funktioniert das zum Beispiel schon gut zwischen donaufestival und Kunsthalle. Da gibt’s auch heuer wieder eine große Kooperation. Die 6-tägige Performance von Saint Genet in der Kunsthalle – einer meiner persönlichen Tipps fürs Kulturjahr 2016 in Krems“. Ein zweiter? Zum Beispiel das 20-Jahr-Jubiläum von Glatt & Verkehrt.

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NIEMAND HAT EUCH EINGELADEN. Albrecht Großberger zeigt mir die druckfrischen Sticker des heurigen donaufestivals. Der Spruch kann auf vielen Ebenen verstanden werden. „Der ist sehr aktuell, wenn wir an die Flüchtlingsdebatte denken. Er ist aber auch Persiflage, weil das donaufestival lange unter wenig Publikum gelitten hat.“ Um den Anspruch, mit Kunst etwas zu verändern, zu prägen, gehts ihm. Und darum, dass die Kulturbetriebe in Niederösterreich nicht nur ein buntes Potpourri sind – sondern das große Ganze irgendwann mehr als die Summe seiner Teile ist.

„Damit sich Kunst weiterentwickeln kann, braucht es die Laborsituation. Das Experiment. Das Scheitern.“ Deshalb zum Beispiel die ELit Literaturtage im Schloss Spitz. Und der Appell langfristig zu denken. Auch bei Kultur gilt nämlich, dass manche Dinge Zeit brauchen, nicht jeder Output sofort genutzt werden kann und soll.

17 Jahre Kultur in Krems. Wehmütig klingt er nicht, der Albrecht Großberger. Eher voller Vorfreude auf die neue Aufgabe. Kremser bleibt er ja weiterhin. Also frag ich ihn noch, wo er denn abseits der Kultur so unterwegs ist in der Stadt. Hier Albrechts Tipps in Sachen Kremser Ess-Kultur:

  • El Gozo in der Landstraße – „gleich bei mir ums Eck, da geh‘ ich gern hin“
  • Heuriger Stagård in Stein– „ein sehr authentischer Ort mit sehr sympathischem Winzer“
  • Gemüsemarkt am Samstag am Pfarrplatz

Na dann, vielen Dank + gutes Gelingen. Ich bin sicher, wir laufen uns über den Weg. Der Ausblick aufs Kremser Kulturjahr macht Lust drauf!

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Das Programm der NÖ Festival und Kino GmbH auf einen Blick:

4. bis 28. März: Osterfestival IMAGO DEI

29. April bis 7. Mai: donaufestival

Juli: Glatt & verkehrt

30. September bis 2. Oktober 2016: Glatt und verkehrt Herbstzeitlos

3. bis 6. November: ELit – Europäische Literaturtage

und das ganze Jahr über: Kino im Kesselhaus

 

 

 

 

 

Nach China kommt Krems.

Warum es Multimedia-Künstler Rainer Prohaska wieder zurück in seine Heimatstadt verschlagen hat.

Seine Antwort hat ein bisschen gedauert, „weil er im chinesischen Hinterland offline war“. Aber jetzt ist Rainer Prohaska wieder online. Und da. In Krems. Auch fürs donaufestival, wo er sein „Schiff“ ausstellt. Die MS Cargo, mit der er von Melk bis ans Schwarze Meer gefahren ist. Zwei Monate Reise, aus denen er einen Film gemacht hat – auch der ist am donaufestival zu sehen (BORING RIVER, Samstag, 2. Mai, Kino im Kesselhaus).

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Brachte Rainer Prohaska bis ans Schwarze Meer: die MS Cargo

Wie ist das, wenn man auf so einem Ding unterwegs ist? „Harte Arbeit ist das. Ein 10-14 Stunden Job.“ Nicht nur das Filmen. Aber so unterwegs zu sein, heißt: Wind und Wetter ausgesetzt sein. Sprit organisieren. Den nächsten Anlegeplatz suchen. Geräte aufladen – ganz ohne Steckdosen. Ja, auch Frühstück machen dauert. Die ganz banalen Dinge oft sehr mühsam. Kein Wunder, dass er nach dieser ausgebauten Schiffahrt dann „sehr sehr müde“ war.

Den Film über die Donaureise nannte Rainer Prohaska BORING RIVER. „Die Donau ist auf weiten Strecken wirklich langweilig. Das wollte ich zeigen. Denn gerade bei uns gibt es oft diesen übertrieben romantischen Blick auf die Natur- und Kulturlandschaft Donau. Und mit solchen Vorstellungen aufzuräumen, das mache ich gerne“.

Und wo sind dann die netten Stellen, hab ich den gebürtigen Kremser gefragt. Falls ihr mal beschließt, mit dem Tretboot loszufahren. „So 70 km vor Budapest bis Budapest zum Beispiel. Oder das Eiserne Tor in Serbien, das ist spektakulär.“

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Neue Blickwinkel auf ein Thema lenken, das macht Rainer Prohaska auch beim Essen. Ein Thema, das ihn schon lange begleitet, zu dem er immer wieder Koch-Performances entwickelt. Warum? „Ich hab schon mit 6 Jahren angefangen zu kochen – mit meiner Oma aus Böhmen. Seitdem koche ich einfach gerne. Und auf der Uni habe ich begonnen, den Kochhype auch philosophisch zu betrachten“. Jetzt gerade tourt seine Lunch Box durch China. Ein Behälter, der eine Küche enthält und ein Rezept für ein Gericht. Auspacken, aufbauen, einkaufen, kochen, essen, abbauen. Und dann zur nächsten Station. Alles andere als Fast Food.

Rainer Prohaskas nächste Station? Kann man wahrscheinlich nicht so genau sagen. „Ich wohne viel im Bus“. Eine Fixstation ist seit Kurzem wieder Krems. Hier hat er jetzt eine Wohnung samt Atelier. In Wien ist er auch oft. „Wien bietet schon eine enorm hohe Lebensqualität, aber mit Krems kann sie trotzdem nicht mithalten. Vieles geht hier einfacher und schneller“.

Die Gegend kennt er wie seine Westentasche. Wo man ihn da trifft? Zum Beispiel am Seekopf beim Wandern. Oder kletternderweise in der Achleiten-Wand. Schön zu sehen, dass Multimedia-Künstler auch so ganz geerdet sein können. Das sind Gegensätze, die’s spannend machen. Gegensätze, die in Krems zuhause sind.

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Lucia Täublers Gespür für Krems

Ein Word-Rap mit Krems-Bloggerin Lucia Täubler aka diekremserin.

Am Sonntag, dem 22. Februar, steigt das nächste „Krems unter freiem Himmel“ im Stadtpark. Ein kleines, sehr feines Fest, das Lucia Täubler mit organisiert – und bei dem es auch diesmal wieder viel Neues gibt. Ich sag‘ nur „Griller“.

Das Projekt: toll. Deshalb: höchste Eisenbahn, Lucia besser kennenzulernen. Wir haben bei einer Tasse Tee im Stadtcafé Ulrich gerappt. Wörter und Begriffe soweit das Auge liest. Wie es sich für zwei Bloggerinnen gehört.

Voilà:

  • Lieblingsstadt (Krems gilt nicht!): Dublin.
  • Musik: Starke Frauenstimmen.
  • Das beste Ausflugsziel rund um Krems: Grafenegg.
  • 3 Begriffe zu Krems: Kunst. Kulinarik. Gemütlichkeit.
  • 3 Begriffe zu Lucia: Kommunikativ. Inspiriert. Ideenreich.
  • Wein oder Bier: Wein.
  • Espresso oder Cappuccino: Espresso.
  • Pc oder Mac: Mac.
  • Ö3 oder FM4: FM4.

Mit wem würdest du gern einmal essen gehen?
Da gibt’s viele … Morgan Freeman … weil er immer sympathische Rollen spielt.

Das Verrückteste, das du je gemacht hast?
Ein Roadtrip an der Ostküste der USA – mit dem Zug, alleine, eineinhalb Monate lang.

Welcher kulinarischen Versuchung kannst du nicht widerstehen?
Einem guten Steak (medium).

Hast du Vorbilder?
Meine Mama. Weil sie immer so lebt, wie es für sie passt.

Was suchst du in Google am öftesten?
Definitionen … ich nütz‘ es wie ein Lexikon … und lande dann doch immer auf Wikipedia.

Was bestellst du beim Heurigen?
Halb Käse/halb Rohschinken. Und in der Wachau einen Marillenspritzer.

Was hast du immer im Kühlschrank?
Milch. Und gerade dann, wenn sie aus ist, kommt der Appetit auf Kaiserschmarrn …

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… und weil wir gerade bei Milch sind. Mit der kocht Lucia auch Porridge. Beim Frühstücksprojekt im Lösshof in Großriedenthal. Ihrem Heimatort. Jeden Sonntag kann man hier sehr nett den Tag beginnen. Auf alten Kinosesseln. Mit Käse von Robert Paget. FELIX-Kaffee. Und sonst noch sehr viel sehr gutem Zeug aus der Region. Das Birnen-Chutney war übrigens besonders toll. Und neben dem kleinen Frühstücksraum gibt es noch ein sehr originales Wirtshaus. So eines, in dem frau am Sonntag kurz vor 12 noch eine ziemliche Exotin ist. Weil reine Männerdomäne.

Es war ein Erlebnis. Danke, Lucia!

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