Auf Entdeckungstour durch das letzte Eisenwarengeschäft von Krems: Der Neunteufel.
Jeder, der in der Gegend Haus baut oder renoviert, ist unglaublich dankbar. Dankbar, dass es „den Neunteufel“ gibt. Denn das, was man in vielen Baumärkten oft lang und vergebens sucht, das tauchen die Verkäufer mit wenigen Handgriffen regelrecht hoch. Aus einem Meer von Dingen – rund 30.000 Produkte lagern in dem Labyrinth aus verwinkelten Räumen, Gängen und Kellern, schätzt Junior-Chef Christoph Wölfl. Das kleinste: wahrscheinlich die Wurmschraube. Das größte: die Brennholz-Säge.
Dazwischen tausende Produkte rund ums Bauen und Konstruieren. Werkzeug. Gartengeräte. Eine Auswahl sehr guter Küchenmesser. Emaille-Geschirr. Druckkochtöpfe. Keksausstecher. Ja, auch Eisen pur. Das ist dann hinten in der Werkstatt. In die kommen nur geübte Kunden oder Touristen. „Es besuchen uns immer wieder Touristen. So ein Geschäft gibt es ja sonst nirgendwo“, sagt Christoph Wölfl. Das war auch einer der Gründe, warum sein Vater Johann Wölfl hier 2003 übernommen hat von Anton Neunteufel und Herta Dimmel. „Wir sind die letzte Eisenwarenhandlung von ganz Krems. Ein richtiger Nahversorger. Das wäre doch schade, wenn es das nicht mehr geben würde“. Und geben tut’s den Neunteufel seit 1914 unter diesem Namen – eigentlich ist aber schon seit 1727 (!) eine Eisenwarenhandlung hier im Haus. Früher gab es in der Straße mehrere Geschäfte dieser Art. Gewusst? Auch die Fleischerei Winkler-Langgartner war früher eine Eisenwarenhandlung.

Ein Haufen Ordnung
Als Kunde schaut man sich hier nicht einfach um. Sondern sagt, was man braucht. „Wir sind ein Haufen Ordnung. Bis man weiß, wo was liegt, das dauert schon seine Zeit“, sagt der Chef. Kein Wunder also, dass fast alle aus dem Team seit ihrer Lehrzeit beim Neunteufel arbeiten. Die Mitarbeiter machen’s aus. Sie sorgen dafür, dass man in Kürze genau das in Händen hält, was man für sein „Projekt“ braucht – wie’s die Konkurrenz formuliert. „Manchmal werden wir hier ja schon richtig zum Bauleiter. Meine Mitarbeiter sind handwerklich sehr begabt – sie wissen, was geht und was nicht. Da fragen uns viele.“
Aber nicht nur mit Baustelle kommt man zum Neunteufel. Auch mit Dingen, die nicht mehr funktionieren. Wenn das Ventil vom Druckkochtopf kaputt ist oder die Dichtung der Kaffeemaschine.
„Wenn einer 4 Schrauben will, dann bekommt er genau 4 Schrauben.“
Und das ohne Hände-Zusammenschlagen. Ohne „Halleluja, hamma net!“. Sondern einfach, schnell und freundlich. Immer mit dem guten Gefühl hier gut aufgehoben zu sein. Kein Wunder. Der Neunteufel setzt auf Qualität. Wenn’s ein regionales Produkt gibt, dann steht meistens das im Regal. Das hat nämlich auch den Vorteil, dass es für die auch Ersatzteile gibt.
Die lagern dann in einem der vielen verwinkelten Räume des Hauses. Vielleicht auch oben im ersten Stock. Oder unten im Keller. Der ist überhaupt Wahnsinn. Früher ein Weinkeller, tropft von seiner Decke so richtig die Stadtgeschichte. Hier stehen alte Koksbehälter aus den 20er und 30er Jahren. Ob sie noch benutzt werden? Der Neunteufel heizt schließlich noch mit Koks.
Also ich kann nur empfehlen, zum Neunteufel zu gehen, falls ihr etwas braucht. Oder auch einfach nur um dieses Original zu erleben. Es ist mitten in Krems – es ist Krems.
Neunteufel
Untere Landstraße 44, 3500 Krems an der Donau, Telefon:02732 820150.
Mo-Fr: 8 bis 12 und 14 bis 18 Uhr, Sa: 8 bis 12 Uhr
Vielen Dank für die Runde durchs Geschäft & weiterhin guten Erfolg!