Wachaumarathon 2015. Ein Lauf-Bilderbuch von einem Bilderbuch-Lauf.
Gestern war Wachaumarathon – und normalerweise lass‘ ich Sport-Großveranstaltungen außen vor, sowohl als Teilnehmerin als auch als Zuschauerin. Aber Marathon hat etwas. Diese ganz besondere Stimmung. Dass so viele Menschen miteinander so gut gelaunt sind (vor dem Start), miteinander so stark schwitzen (ab dem Start) und sich miteinander über jede Art von Kalorienzufuhr freuen (dann nachher halt: Würstel, Burger, Nudeln …).
Ich hab mich für euch ins Getümmel geworfen und bin für den „Klub für Ideen“ Staffel gelaufen. Das ist ein Projekt von Menschen, die in Krems was weiterbringen wollen, die Stadt bewegen wollen. Hier die besten Pics, die Geschichte vom Schweinehund und noch so ein paar Gedanken.
Das Schöne am Laufen? Dass man nur einen Gegner hat. Den eigenen Schweinehund. Und da spielt sich auf so einer Strecke unglaublich viel ab. Man sprintet mit ihm los. Komm schon Waldi, move your ass. Waldi wackelt los, voll motiviert. Schließlich wackelt’s sich als Dackel in der Gruppe einfacher. Und die nächste Verpflegungsstation ist auch schon in Sicht. Doch irgendwann geht’s los, Motivation und Kraftreserven schmelzen, Schweinehund Waldi wird größer. Gerade noch Dackel, plötzlich Bernhardiner. Die Frage nach dem Warum.
Darum:
Und wenn man mit Waldi so durch die Wachau wackelt, kommen einem die unterschiedlichsten Gedanken. Wenn man gemeinsam mit hunderten anderen eine Straße entlangläuft, nur auf sich gestellt. Dann kommt die ganz schräge Verbindung zu den vielen Flüchtlingen, die auch gerade unterwegs sind. Mit dem Unterschied, dass wir das hier freiwillig machen. In unserer Freizeit, weil es „Spaß“ macht. Weil wir es uns leisten können. Weil es uns gut geht. Weil wir halt das „Glück“ haben, hier zu leben – leben zu dürfen.
Ich hab mich bis jetzt zum Thema Flüchtlinge hier noch nicht geäußert — weil ich außer ein paar Kleiderspenden noch nichts getan habe. Und ich mag mir nichts auf die Fahnen heften, hinter dem nichts steckt. Aber ich möchte diesen Blog trotzdem nutzen, um klar zu machen, dass wir bei allem und in jeder Situation von Menschen sprechen. Der Mann, der seine Kinder zurücklassen muss. Die Frau, die alles aufgibt, was sie sich aufgebaut hat. Menschen, die ein besseres Leben suchen, weil es unmöglich ist, ihres in der Heimat zu leben.
Alles andere als lustig. Für uns eigentlich gar nicht nachvollziehbar. Weil fast alle von uns Krieg nur aus Erzählungen kennen. Und das ist gut so. Das verpflichtet uns aber auch dazu, uns das ins Bewusstsein zu rufen. Dass wir in einer besonders glücklichen Lage sind. Dass das mit dem Friedensprojekt Europa zu tun hat und das ist – trotz vieler Schwächen der Europäischen Integration – DAS Argument für das europäische Miteinander. Ja, sogar für noch mehr Miteinander auf dieser Ebene. Darauf bekommt man dann oft so ein Achselzucken. Friedensprojekt, „ja, eh“. Das nehmen wir für selbstverständlich. Damit argumentieren höchstens die „Gutmenschen“. Was an dem Begriff übrigens schlecht sein soll, ist mir auch nicht klar … oder wollt ihr Schlechtmenschen sein?
Zurück zum Laufen, das beim Marathon auch ein Miteinander ist. Und dieses Miteinander aktiviert Kräfte, die man alleine nicht hat. Miteinander geht mehr.
Helfen wir miteinander. Kein Mensch ist illegal. Refugees welcome!
