Links der Sonnenuhr.

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Was Beethoven, Mexiko und Architektur verbindet?

Gneixendorf.

Denkt man an Gneixendorf, denkt man nicht automatisch an Mariachi. Könnte man aber seit Mai. Da wurde der Kremser Architekt Ernst Linsberger zum Honorarkonsul der Vereinigten Mexikanischen Staaten ernannt – begleitet von den Klängen eines mexikanischen Mariachi-Ensembles.

Der Besitzer von Schloss Wasserhof in Gneixendorf ist mit einer Mexikanerin verheiratet und pendelt zwischen den Kulturen. Den Speicher neben seinem Schloss will er in Zukunft öffnen für Künstler aus Lateinamerika, aber auch für Kulturschaffende von hier. „Das darf ruhig Avantgarde sein. Der Speicher versprüht so eine Arsenale-Atmosphäre.“

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Der Speicher am Grundstück. Bald das „Arsenale“ von Krems?

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Beethovens Zimmer

Ein Ort mit Bezug zu Kultur war Schloss Wasserhof schon immer. 1826 arbeitete Beethoven hier an seinem letzten Werk, dem Opus 135 in F-Dur. „In dem Zimmer links von der Sonnenuhr hat er gewohnt“, erzählt Ernst Linsberger. Heute ist dieser Raum der Arbeitsplatz des Architekten.

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Der Architekt Ernst Linsberger ist jetzt Honoralkonsul von Mexiko.

 

Ode an das Atrium

Was ihn noch mit Mexiko verbindet? „Die Mexikaner leben so, wie ich baue“, sagt Ernst Linsberger. Und das hat viel mit Intimität zu tun und mit der Frage, wie man sie bei wenig Platz schaffen kann.  Deshalb baut Ernst Linsberger immer wieder Atrium- und Hofhäuser. Seine erste Anlage steht übrigens in Gneixendorf: sieben Atriumhäuser mitten im Ort. „Das ist die ‘Urgroßmutter’. Der Urtyp meiner Architektur. Sie schafft Privatheit ohne Platz und Ressourcen zu verschwenden. Gerade jetzt ein Gebot der Stunde.“ Verdichteter Flachbau im großen Stil, den hat der Architekt am Kremser Hundssteig und an der Langenloiser Straße realisiert. Projekte, die das Gesicht von Krems prägen.

Viva la arquitectura!

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Kontrast. Die schwebende Beton-Treppe von Schloss Wasserhof.

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Mehr Architekturprojekte auf www.ernstlinsberger.com

Damit’s erledigt ist.

Schloss Gneixendorf – ein Ort, an dem Hunde Sisi heißen und Speicher bald voller Kunst sind.

Einer der schönsten Orte in Krems ist eigentlich in Gneixendorf: das Schloss Wasserhof. Ernst Linsberger hat es restauriert und mit jenen zeitgenössischen Details versehen, die auch seine Architektur auszeichnen. Jetzt schwebt ihm noch Größeres vor: Im Speicher soll es bald lateinamerikanische Kunst zu sehen geben.

Wenn sich das elektrische Tor zum Schloss langsam öffnet, dann klappen Münder schon einmal nach unten. Manche aufgrund des Pfaus, der da in seinem Gehege links sein schillernd blaues Dasein fristet. Wieder andere wegen dem Schloss rechts. Kompakt steht es da. Senf-Gelb. Als Komplementär zum Pfau-Blau? Wer weiß. Atemberaubend schön auf jeden Fall. Kein Wunder, hier hat Architekt Ernst Linsberger seine Zelte aufgeschlagen – und der ist bekannt für besondere Detaillösungen. Krems hat er in Sachen Wohnbau stark geprägt. Zum Beispiel mit der Atriumsiedlung am Hundssteig und der Terrassen-Wohnhausanlage am Langenloiser Berg.

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Das Areal rund ums Schloss hat Ernst Linsberger 2006 gekauft. Auf einem Teil davon steht nun der Wohnpark Gneixendorf. Das Schloss, das eigentlich ein Herrenhaus ist, hat er restauriert. Warum man so etwas tut?  „Damit’s erledigt ist“, antwortet der Architekt. „Rationale Gründe gibt es da nicht so viele. Aber es tut gut, in dieser Substanz zu arbeiten, bald auch zu leben.“ Man hätte aus dem Schloss ein lukratives Wohnprojekt machen können. Ernst Linsberger hat es genau so gelassen, wie es ursprünglich bestimmt war. 1000 Quadratmeter, die so wie in der Barockzeit genützt werden: Verschwenderisch weit. Dekadent in seiner Reduktion. Aber auch: einfach nur schön. Klar, dass die Eichen für die Fußböden aus dem eigenen Wald kommen. Dort haben sie ein halbes Jahr gelegen, bis sie der „Sagler zum Fußbodenmacher ins Waldviertel gebracht hat“.

Wohnen im Schloss – Airbnb macht’s möglich

Neben dem Architekturbüro und privaten Räumen gibt’s im Schloss auch Zimmer zu mieten. Hier prangen Fotos, die Ernst Linsberger vom Schloss gemacht hat. Vor der Renovierung war hier nämlich mehr Messie als Magie. Es lohnt sich, ein zweites Mal hinzuschauen. Das gilt für viele Ecken im Schloss. So wie die Treppen. Die große Terrasse Richtung Garten. Und natürlich für den Speicher …

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Hund Sisi war zuerst da. Erst dann wurden die Eichendielen ausgesucht.

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Der Speicher für die Kunst

Quert man den Schlosspark, kommt man zum Speicher. Den will Ernst Linsberger bald zum „House of the Americas“ machen. Ein Ort, an dem lateinamerikanische Künstler ausstellen und für eine Zeit lang wohnen sollen. Auch dabei wird er sich treu, nahe an der Substanz bleiben. „Es geht nicht ums Design. Es geht um Atmosphäre. Man spürt, ob ein Ort richtig ist. An der Ausrichtung des Gebäudes, seiner Bestimmung. Deshalb fühlen wir uns heute noch in Bauernstuben so wohl. Die haben damals viel verstanden von der Natur. Heute überwiegt oft das Repräsentative …

Viele wollen sich zeigen. Wer höher baut, ist Bürgermeister. Mir geht es um die Harmonie zwischen Ort und Raum.“

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Der Speicher.
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Vereinzelt gab es hier schon Kunstaktionen.

Die Kunst und das Schloss sind schon seit lange eng verbunden. Im Eckzimmer, in dem heute Ernst Linsberger arbeitet, hat schon Beethoven komponiert. Gute Voraussetzungen für herausragende Architektur. Krems bleibt außergewöhnlich.

Architekt Mag.Arch. Ernst Linsberger
Wasserhofstraße 5, 3500 Krems
Tel: +43 2732 70731
http://www.ernstlinsberger.com

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Essen mit freier Partnerwahl

Eine Generation setzt auf Qualität: Cristina und Alexander Lintner vom Dorfgasthaus Walzer

Lasst euch von den Fotos nicht täuschen. Das Gasthaus Walzer in Gneixendorf ist normalerweise voll. Es brummt. Denn das, was Cristina und Alexander Lintner hier bieten, ist tolles Wirtshaus. Die einzige Chance, mit den zwei Gastronomen in Ruhe zu reden, ist deshalb der Montag. Ruhetag.

„Wir brauchen uns nicht wundern, dass Wirtshäuser sterben. Viele reißen ja nur mehr Packerl auf. Und wenn du überall die gleichen TK-Leberknödel bekommst, interessiert das niemanden“, sagt (Küchen-)Chef Alexander Lintner. Das, was er abzieht, ist genau das Gegenteil. Er setzt Supperl, Safterl & Co  selber an. Lässt sie stundenlang schmurgeln, bis die Essenzen so dicht sind, dass sie jeden Geschmacksverstärker auslachen.

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Vor dem Heiligen Urban sitzen normalerweise die „Kartler“. Für die Kamera ausnahmsweise Cristina und Alexander Lintner.

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Beweisen will er es allen, sagt Alexander Lintner. Dass ein gutes Wirtshaus hier funktionieren kann. Deshalb hat er die Haubengastronomie verlassen. Hat er ein paar Jahre gemacht, für Do & Co und als Küchenchef im Palais Kinsky und im Freiwild. Eine Haube erkocht. Auf dem Weg zur zweiten hat sich der Lengenfelder fürs Wirtshaus entschieden. „Alexanders Opa hat uns kurz vor seinem Tod darauf gebracht, dass wir das Gasthaus Walzer pachten könnten“, erzählt Cristina Lintner.

„Die Spitzengastronomie ist so verschwenderisch. Fürs Auge und für das beste Produkt geht man über Leichen. Da ist Wirtshaus ist ehrlicher.“

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Wie bei Oma.

Cristina fragt mich, ob ich einen Apfelstrudel will. Die Äpfel dafür kommen aus Stratzing. So wie vieles. „Unsere Lieferanten, das sind Bauern aus der Gegend. Zum Beispiel die mit den Erdäpfeln. Die zwei stehen am Kremser Markt. Dann packen sie zusammen und kommen zu uns essen, bevor sie nachhause fahren. Und das schon ewig“. Der Apfelstrudel ist sehr, sehr gut. Wie könnt’s auch anders sein. Die Äpfel mit genau der Portion Säure, die’s spannend macht – und die man im Supermarkt oft so vergebens sucht. „Aber geh, das ist doch nichts Besonderes. Der Strudel schmeckt so wie bei Oma“, lacht Cristina. Ja, wie bei Oma. Gibt’s ein schöneres Kompliment?

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Fokus Wild: freie Partner- und Futterwahl

Den Apfelstrudel gibt’s oft. Genauso wie Zwiebelrostbraten. Bauern-Cordon Bleu mit G’selchtem aus der Gegend. Besonders gern kocht Alexander Lintner Wild, die Connection zu den Jägern ist eng.

„Wild ist eines der besten Fleischsorten, die’s gibt. Die Tiere haben freie Partnerwahl. Freie Futterwahl. Was gibt’s Besseres?“

Da merkt man auch den Anspruch, den die zwei haben. Mit ihrem Gasthaus wollen die Lintners nämlich auch zeigen, dass es anders geht. Das fängt mit dem sehr bewussten Umgang mit Tieren und Lebensmitteln an. Das geht über die Einstellung, dass man nicht dauernd im Dirndl herumlaufen muss, um „regional“ zu sein. Das mündet in einer Einstellung als Gastgeber, die von Toleranz geprägt ist. So lange sich die Gäste respektieren, dürfen sie bleiben, so lange sie wollen.

„In der Gegend sind wir sicher das liberalste Wirtshaus.“

Sehr sympathisch. Danke, liebe Lintners!

Dorfgasthaus Walzer
Gneixendorfer Hauptstr. 28, 3500 Gneixendorf
T. 02732-48004 – Reservierung empfohlen!
info@gasthaus-walzer.at
Di: 9-15 Uhr
Mi, Do: 9-15 und 17.30 bis 23 Uhr
Fr, Sa: 9 bis 23 Uhr
So: 9 bis 18 Uhr

 

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