„Abstrakte Malerei ist wie die Streif“

Am 1. Juli wird die Kunsthalle Krems wiedereröffnet. Was uns erwartet, erzählt der „Neue“: Florian Steininger.

Das Re-Opening rückt näher. Sie sind seit Juli 2016 künstlerischer Direktor. Was wird’s bei Ihrer ersten Ausstellung zu sehen geben? Und wie wird man sie betreten – angesichts dieser Riesenbaustelle davor?

Florian Steininger: Das WIE steht noch nicht fest – notfalls über einen Nebeneingang. Das WAS ist fix: Ich eröffne die Kunsthalle mit Abstract Painting Now! Es wird ein Querschnitt durch die abstrakte Malerei, auch mit Superstars wie Gerhard Richter und mit österreichischen Positionen. Abstrakte Malerei, das ist ein Thema, das mich schon lange begleitet – zugleich ist es eine Art Aorta, die sich seit über 100 Jahren durch die Malerei zieht, und mit sinnlicher und emotionaler Qualität beeindruckt. Als Besucher soll man da richtig reinkippen können. Ich möchte keine Gebrauchsanweisung liefern.

Wie werden Sie das Programm der Kunsthalle generell gestalten. Was ist Ihnen wichtig?

Mir geht’s ums Fokussieren, ums Spezialisieren. Die Malerei ist nicht mehr die Hauptdomäne. Da gibt es so viele andere Formate – die Performance-Kunst, die Fotografie – denen ich auch Platz geben will. Dabei geht’s mir ums Konzentrat. Wenn man das mit dem Skifahren vergleicht, dann ist das vielleicht einmal Slalom, dann eine Abfahrt. Aber immer etwas Spezifisches, Konzentriertes.

Und die abstrakte Malerei, was wäre die?

Die ist sicherlich die Streif … aber wenn man will, wird es dabei „Begleitung“ geben. Auch in der Kunstvermittlung gehen wir einen Schritt weiter. Da entstehen multimediale Guides in Form einer App, mit der man sich Zusatzinfos zur Ausstellung holen kann. Da kommen die KuratorInnen zu Wort, da wird es mehr Informationen zu den KünstlerInnen geben und so weiter. Neu ist übrigens auch, dass wir die Dominikanerkirche als Räumlichkeit dazubekommen.

Die Kunstmeile reicht in Zukunft vom Minoritenplatz bis zum Körner Markt.

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Totalumbau. Nicht nur in der Kunsthalle. Nebenan entsteht die Landesgalerie Niederösterreich.

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Was beschäftigt die Kunst gerade, welche Trends gibt es?

Die Skulptur ist wieder im Kommen … aber nicht im klassischen Sinne. Sondern in Form von Installationen, mehr in konzeptueller Hinsicht. Auch Fotografie ist ein starkes Thema, das in der neuen Programmatik der Kunsthalle einen Platz haben wird. Ich möchte generell weniger museal sein, die Kunsthalle soll ein zeitgenössischer Ort sein.

Es geht um das Jetzt.

Und es geht auch um die internationale Dimension. Die Kunsthalle strahlt ja aus, hat überregionale Bedeutung. Sie ist das internationale Flaggschiff hier. Da braucht es klare Profile – und Abgrenzung zu den anderen Häusern der Kunstmeile. Mir ist die Kunst als Kunst ein Anliegen. Obwohl zum Beispiel die Videokunst auch stark gesellschaftspolitisch positioniert ist …

Kunst & Politik – verträgt sich das für Sie? Sind Sie ein politischer Mensch?

Ja, ich bin ein politischer Mensch. Auch viele Künstler sind sehr politische Menschen – machen aber nicht unbedingt politische Kunst. Dann wäre die Arbeit oft zu stark aufgeladen, wenn man die Kunst als Vehikel benutzen würde. Das ist in unserer Zeit besonders schwierig. Bei Valie Export oder Marina Ambramović war das noch etwas anderes, das war authentisch. Aber heute benützen Künstler politische Statements auch für die eigene mediale Aufmerksamkeit … sie hängen sich sozusagen ans Leid anderer an …

…  ich nenne das Betroffenheits-Kitsch.

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Florian Steininger in seinem „Übergangsbüro“.  Das Bild ist von seinem Vater Erich Steininger.

Mit welcher Kunst umgeben Sie sich privat gerne?

Da hängt viel von meinen Künstler-Freunden. Hier im Büro habe ich zum Beispiel einen Druck von meinem Vater Erich Steininger. Da er Künstler war, war Kunst für mich immer selbstverständlich. Auch die Kunsthalle Krems kenne ich übrigens von klein auf. Meine Mutter ist in Stein aufgewachsen.

Generell mag ich eher das Minimalistische. Auch bei Design. Deshalb sitze ich hier auch auf einem Bürostuhl von Charles und Ray Eames.

Danke für das Gespräch, bis bald beim Re-Opening!

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Kunsthalle Krems
wieder geöffnet ab 1. Juli 2017
Franz-Zeller-Platz 3, 3500 Krems
office@kunstmeile.at

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