Damit’s erledigt ist.

Schloss Gneixendorf – ein Ort, an dem Hunde Sisi heißen und Speicher bald voller Kunst sind.

Einer der schönsten Orte in Krems ist eigentlich in Gneixendorf: das Schloss Wasserhof. Ernst Linsberger hat es restauriert und mit jenen zeitgenössischen Details versehen, die auch seine Architektur auszeichnen. Jetzt schwebt ihm noch Größeres vor: Im Speicher soll es bald lateinamerikanische Kunst zu sehen geben.

Wenn sich das elektrische Tor zum Schloss langsam öffnet, dann klappen Münder schon einmal nach unten. Manche aufgrund des Pfaus, der da in seinem Gehege links sein schillernd blaues Dasein fristet. Wieder andere wegen dem Schloss rechts. Kompakt steht es da. Senf-Gelb. Als Komplementär zum Pfau-Blau? Wer weiß. Atemberaubend schön auf jeden Fall. Kein Wunder, hier hat Architekt Ernst Linsberger seine Zelte aufgeschlagen – und der ist bekannt für besondere Detaillösungen. Krems hat er in Sachen Wohnbau stark geprägt. Zum Beispiel mit der Atriumsiedlung am Hundssteig und der Terrassen-Wohnhausanlage am Langenloiser Berg.

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Das Areal rund ums Schloss hat Ernst Linsberger 2006 gekauft. Auf einem Teil davon steht nun der Wohnpark Gneixendorf. Das Schloss, das eigentlich ein Herrenhaus ist, hat er restauriert. Warum man so etwas tut?  „Damit’s erledigt ist“, antwortet der Architekt. „Rationale Gründe gibt es da nicht so viele. Aber es tut gut, in dieser Substanz zu arbeiten, bald auch zu leben.“ Man hätte aus dem Schloss ein lukratives Wohnprojekt machen können. Ernst Linsberger hat es genau so gelassen, wie es ursprünglich bestimmt war. 1000 Quadratmeter, die so wie in der Barockzeit genützt werden: Verschwenderisch weit. Dekadent in seiner Reduktion. Aber auch: einfach nur schön. Klar, dass die Eichen für die Fußböden aus dem eigenen Wald kommen. Dort haben sie ein halbes Jahr gelegen, bis sie der „Sagler zum Fußbodenmacher ins Waldviertel gebracht hat“.

Wohnen im Schloss – Airbnb macht’s möglich

Neben dem Architekturbüro und privaten Räumen gibt’s im Schloss auch Zimmer zu mieten. Hier prangen Fotos, die Ernst Linsberger vom Schloss gemacht hat. Vor der Renovierung war hier nämlich mehr Messie als Magie. Es lohnt sich, ein zweites Mal hinzuschauen. Das gilt für viele Ecken im Schloss. So wie die Treppen. Die große Terrasse Richtung Garten. Und natürlich für den Speicher …

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Hund Sisi war zuerst da. Erst dann wurden die Eichendielen ausgesucht.

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Der Speicher für die Kunst

Quert man den Schlosspark, kommt man zum Speicher. Den will Ernst Linsberger bald zum „House of the Americas“ machen. Ein Ort, an dem lateinamerikanische Künstler ausstellen und für eine Zeit lang wohnen sollen. Auch dabei wird er sich treu, nahe an der Substanz bleiben. „Es geht nicht ums Design. Es geht um Atmosphäre. Man spürt, ob ein Ort richtig ist. An der Ausrichtung des Gebäudes, seiner Bestimmung. Deshalb fühlen wir uns heute noch in Bauernstuben so wohl. Die haben damals viel verstanden von der Natur. Heute überwiegt oft das Repräsentative …

Viele wollen sich zeigen. Wer höher baut, ist Bürgermeister. Mir geht es um die Harmonie zwischen Ort und Raum.“

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Der Speicher.
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Vereinzelt gab es hier schon Kunstaktionen.

Die Kunst und das Schloss sind schon seit lange eng verbunden. Im Eckzimmer, in dem heute Ernst Linsberger arbeitet, hat schon Beethoven komponiert. Gute Voraussetzungen für herausragende Architektur. Krems bleibt außergewöhnlich.

Architekt Mag.Arch. Ernst Linsberger
Wasserhofstraße 5, 3500 Krems
Tel: +43 2732 70731
http://www.ernstlinsberger.com

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Die Rollen des Lebens

Mautern ist aus mindestens zwei Gründen ein guter Ort: Weil Dominik Gruber der Bücherei neues Leben einhaucht. Und weil’s dort die absolut besten Schaumrollen der Welt gibt.

Steht man in Mautern am Rathausplatz, was eher ein Rathaus-Eck ist, hat man zwei gute Optionen vor sich. Man kann sich gleich eine dieser Schaumrollen, die geschmacklich die Welt bedeuten, holen in der Konditorei Krenn. Oder man besucht Dominik Gruber in der Stadtbücherei Mautern. Die hat er neu übernommen. Frisches Blut für alte Mauterner Mauern, sozusagen. Ein Jugendtraum, der da in Erfüllung geht, erzählt Dominik. „Ich war schon als Kind in der Bücherei, bin hier so richtig zum Lesen gekommen.“ Er bringt viel Erfahrung mit für diesen Nebenjob, der eigentlich Herzensangelegenheit ist. Rolle des Lebens? Vielleicht etwas zu pathetisch. Geht aber in die Richtung.

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Die Pläne sind groß. Dominik Gruber will die Mauterner wieder mehr in die Bücherei holen, auch Lesungen soll es in Zukunft geben. „Es kommen viele Kinder und Pensionisten zu uns. Aber kaum Erwachsene im mittleren Alter“, erzählt er. Dabei ist das Angebot gut – über 3.000 Bücher gibt’s zu entdecken, schätzt er. Plus auch immer die Neuigkeiten – wenn zwei bis drei Leute nach einem gewissen Titel fragen, bestellt er ihn.

Hinlegen statt reinstellen.

Wie er ausgewählte Bücher präsentiert, daran merkt man, dass Dominik Gruber vom Fach ist. Buch flach hinlegen statt ins Regal stellen, so lenkt man Aufmerksamkeit. Der gelernte Buchhändler nimmt viele Jahre Erfahrung mit in die Bücherei. Er hat bei ganz Großen gearbeitet wie Thalia, auch für einige Zeit einen kleinen Buchladen im Ersten in Wien geführt. Seine guten Kontakte nützt er jetzt für die Bücherei: „Meine Bekannten sagen mir, was gerade im Kommen ist in Bereichen, in denen ich nicht so firm bin. Zum Beispiel für unseren Kinderbereich.“

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Zwei bis drei Titel in der Woche liest er durchschnittlich. „Beruflich“. Damit er den Kundinnen und Kunden vieles empfehlen kann.

Nach einem Besuch in der Bücherei kann ich übrigens eine Stärkung in der Konditorei Kenn empfehlen. Dort werden sie handgemacht, die absolut besten Schaumrollen, die ich kenne. Der Teig in der absoluten Balance zwischen knusprig und mollig-weich. Der Schaum seidig, ohne zuckerbombig zu sein. Auch Dominik Gruber holt sich hier übrigens immer wieder mal Schaumrollen auf dem Nachhause-Weg. Schließlich sind sie ja Nachbarn, da am Mauterner Rathausplatz.

Gute Rollen-Verteilung.

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Schaubackstube Krenn & Café Maria
Rathausplatz 3, Mauern an der Donau
MO, DI, DO, FR 7.30 – 18.00
SA 8.00 – 18.00, SO u. Feiertag 9.00 – 18.00, kein Ruhetag

Stadtbücherei Mautern
Rathausplatz 1
3512 Mautern
Dienstag 16-18 Uhr sowie Donnerstag 17-19 Uhr.

 

18 Schritte bis zum Schatz

Musiklehrerin Julia Kainz hat vielseitige Tricks auf Lager, um ihre Schüler zum Üben zu begeistern. Ein Besuch in der Musikschule Krems.

Sie wusste schon mit 14, dass sie Musiklehrerin werden will. Da hatte sie bereits drei Instrumente gelernt. „Die Blockflöte ist mir abhanden gekommen – aber Geige und Klavier spiele ich noch immer“, erzählt Julia Kainz. An der Musikschule Krems unterrichtet sie Geige und Bratsche. Zwischen sieben und zehn Schüler kommen da pro Tag zu ihr. Hört sich nach einem anstrengenden Programm an. Julia Kainz absolviert es mit absoluter Ruhe und Freude, ganz konzentriert auf den jeweiligen Schüler oder die Schülerin. „Jeder lernt anders – viele gut durch Bilder. Oder durch Imitation. Manche brauchen wieder sehr technische Anweisungen.“ Das Alter der Schützlinge ist bunt gemischt. Die Jüngste ist Fünf, der Älteste „irgendwo zwischen 40 und 50“, lächelt die Musiklehrerin. Erwachsene gehen oft kopf-lastiger ans Instrument heran. Wer eine musikalische Karriere starten will, sollte überhaupt so früh wie möglich anfangen – am besten vor dem 10. Lebensjahr. „Da sind die Sehnen und Muskeln noch sehr geschmeidig und man muss noch nicht so viel nachdenken in Sachen Schule.“

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Üben ist wie Zähneputzen

Nun zur brennendsten Frage (vieler Eltern). Wie schafft man’s, dass die Kinder regelmäßig üben, lange Spaß am Instrument haben? „Ich nenne das gute Übe-Hygiene. Üben sollte ganz automatisch in Tag integriert sein. So wie Abendessen oder Zähneputzen.“. Wobei auch das nicht immer funktioniert. In diesen Fällen greift Julia Kainz zur Trickkiste. Besser: Schatzkiste. „Dann habe ich hier eine Schatzkarte und nach jedem Mal Üben gibt’s einen Fußabdruck draufgestempelt. In 18 Schritten ist man beim Schatz. Da darf man sich aus meiner Kiste etwas aussuchen.“ Alter Piraten-Trick. So geht das also.

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Zwischen Kammermusik und Gothic-Festival

Musiklehrerin Julia Kainz versetzt mit ihrer Geige viele Welten in Schwingung: In der Musikschule und in verschiedenen Ensembles. Zum Beispiel mit Taksim Oriente oder Andyra. Zweites ist eine Mittelalter-Fantasy-Band, die Julia Kainz bis zum Wave-Gotik-Treffen nach Leipzig führt. Dazwischen auch Auftritte in Krems – beim Osterfestival IMAGO DEI oder mit dem Kremser Kammerorchester. Vielseitig, die musikalischen Welten von Julia Kainz. Da kann man vieles lernen!

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Musikschule Krems, Hafnerplatz 2, 3500 Krems
Tel. +43 (0) 27 32 / 801 365
E-Mail musikschule@krems.gv.at