Kremser Spuren. Oder: Ein Wirtshaus in der großen Stadt.

Krems liegt nicht immer in Krems. Sondern manchmal auch in Wien, genauer gesagt in der Zieglergasse 37.
Da gibt’s das Gasthaus zur Stadt Krems. Das ist für eingefleischte Krems-Fans nicht nur wegen seines Namens interessant. Hier kann man auch gut essen. Ein unglaublich schönes Wirtshaus entdecken. Und: kegeln!!!
Alles auf eigene Gefahr, versteht sich.

Kegel. Kugel. Laberl. Habt ihr Lust?

 Im Sommer isst man am besten im Innenhof. Zum Beispiel das Menü um stete € 7,60.
In diesem Fall Fischlaberl mit Salat, vorher Suppe. Günstig kommt man auch mit dem Tagesteller durch.
Der ist vegetarisch und um € 5,80 zu haben. Bei meinem Besuch war das ein Topfenschmarrn – die Kamera zu langsam, um ihn vor dem Verzehr für die Nachwelt festzuhalten.

 Bleibt man bei der Schank sitzen, kommt man sicher mit Hanni ins Plaudern. Sie leitet das Service-Team, das sich hier sehr gut verstehen dürfte. Freundschaftliches Gelächter. Lockeres Geplauder. So der Eindruck unter Obi-g’spritzt-Einfluss. Hier fühlt man sich auch wegen der netten Menschen wohl.

Sich bei der Schank niederzulassen, hat einen weiteren Vorteil.
Nämlich den direkten Blick auf offene Weinflaschen, zum Beispiel eine vom Schiefer. Sehr gut.

 Es lohnt, die Schank auch einmal zu verlassen. Denn das Gasthaus ist ein wunderbarer Ort mit ganz viel Patina.
Das Haus aus dem Jahr 1785. Knapp hundert Jahre später gab Gastwirt Josef Kallinger dem Wirtshaus den Namen „Stadt Krems“. Ja, das war ein Kremser! Seit dem ist das Gasthaus ein Gasthaus. Seit 2011 wird es von Stephan Schiffner und Manfred Haas geführt. Das sind übrigens die, die auch die Gastwirtschaft Stemann und das Café Jelinek über haben.

Am Ende des Gastraums, seht ihr ihn dann: einen der ältesten aktiven Kegelautomaten Wiens.
Also packt die Badehose aus und eure Freunde ein. Und geht eine Runde kegeln. Einfach weil’s was Besonderes ist. Nach dem Sieg (oder der verdienten Niederlage) könnt ihr es ja so machen wie Walter. Der trinkt ein Seidel. Und nimmt sich sein Essen mit nachhause. Na dann Mahlzeit!

Fassen wir zusammen:
Ich kann euch nur empfehlen, die Stadt Krems in der Stadt Wien zu probieren.
Auch weil hier die Sonne und die Laterne um die Wette leuchten.

Offen von Montag bis Freitag, 11 bis 23.30 Uhr.

Der Senf zum Senf.

Kremser Senf gibt’s seit rund 500 Jahren. Jetzt kann man ihn in der Stadt auch verkosten.

Kremser Senf kommt aus Krems. Eh klar, oder? Also wer auf regionale Produkte steht und auf der Suche nach dem wahren Geschmack der Stadt ist, sollte ins museumkrems schauen. Dort kann man Kremser Senf verkosten, mehr über das Produkt erfahren – und nebenbei noch ein paar sehr interessante Geschichten über die Stadt mitnehmen.

Für die, die sofort zum Senf abbiegen: Hier der Link zur Buchung. Verkostungen gibt’s für Gruppen. Auf Deutsch oder Englisch. Bitte vorher Termin vereinbaren.

Auch ich hab die Führung mitgemacht. Was nun folgt ist also der persönliche Senf zum Senf. Und da hatte ich Glück. Denn ich war mit Museumsdirektor Franz Schönfellner unterwegs – und der hatte sehr viele sehr nette Geschichten auf Lager. Zum Beispiel diese: Dass der Kremser Senf mit Wein zu tun hat. Sympathisch. Früher – also so vor rund 500 Jahren – waren Fässer nämlich besonders teuer. Und wenn zuviel Wein, dann Problem. Wohin mit dem restlichen Most? Jawoll. Die Antwort liegt in der Tube, äh auf der Hand. Mit dem überschüssigen Most machten die Kremserinnen und Kremser dann einfach Senf. Et voilà: Der süße Kremser Senf war geboren.

Heute ist in der Tube kein Most mehr drin, sondern Essig. Gut schmeckt er trotzdem, find ich. Besonders zum Frankfurter. „Oder zum Leberkäs samt Schmidl-Laberl„, so der Tipp vom Museumsdirektor.

Bei der Senfverkostung kostet man sich durch fünf verschiedene Sorten Senf der Firma Mautner-Markhof. Darunter eben auch der „Original Kremser Senf“. Damit man die Geschmacksknospen nicht komplett verwirrt, kann man zwischendurch mit einem Glas „Lössterrassen“ des Weingut Stadt Krems neutralisieren. Das ist – neben Würstel, Brot & Gebäck – bei der Senfverkostung dabei. Gute Kombi.

Das Schöne ist: Dass man im Museum nebenbei viele spannende Geschichten serviert bekommt. Die sind auch für Einheimische interessant. Weil man draufkommt, dass man noch soooo viele Seiten seiner Stadt nicht kennt. Und auch das Gebäude selbst – früher ein Kloster – hat viele tolle Ecken.  Diese Fassade im Innenhof. Der alte Keller mit den „Hasen“ von St. Michael. Der Blick im ersten Stock auf die Kirchtürme der Stadt.

Im Keller gibt’s dann auch mehr zum Thema Senf. Zum Beispiel über die Firma Hietzgern, die hat den Kremser Senf über die Grenzen der Monarchie hinaus bekannt gemacht. Export-Schlager im 19. Jahrhundert. Oder auch die Info, wie man Senf macht. Dafür braucht’s nämlich nur Senfmehl, Wasser und Gewürze. Wer lieber den fertigen Senf verarbeitet, für den gibt’s ein Rezept der Kremser Wirtin Ulli Amon-Jell:

Rezept-Kremser-Senf

Und hier auch noch ein der Link zum LUST AUF KREMS-Aufstrich-Rezept. Da ist auch jede Menge Kremser Senf drin.

Aber STOPP! Bevor ihr gleich in die Küche abbiegt, kommt noch ein letzter Tipp. Es gibt nämlich noch eine Senfkreation in der Stadt, die ihr kosten solltet. Die Burschen der VEIT Bar verkochen und verkaufen den „Scharfen Kremser“. Ein Spezialsenf, der für den Rugby Club Krems entwickelt wurde. „Statt Wimpel. Weil wir alle so schoarf sind“. Eh klar. Die Mischung aus süßem und scharfem Senf passt perfekt zur Käsekrainer. Aber auch gut ins Salatdressing. Und wer ein Glas kauft, unterstützt dabei auch noch den Rugby Club. Na bitteschön. Senf für die gute Sache. Noch besser!

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