Momente, in denen das Herz aufgeht.

Dieter Juster prägte den Begriff Bühnenwirt wie kein anderer. Nach einer einjährigen Pause hat er viel Neues im Kopf.

Ein Gespräch im Stadtcafé Ulrich. Ein Text über Dudelsack-Seminare, kulturelle Nahversorger und warum das Beste oft am meisten polarisiert.

Nach einem Gespräch mit Dieter Juster ist das Herz offen und das Notizbuch voll. Für alle, die den kulturell-kulinarischen Tausendsassa nicht kennen, hier ein kurzer Steckbrief: Dieter Juster – der übrigens in Krems zur Schule gegangen ist – übernahm vor langer Zeit das Wirtshaus seiner Eltern in Gutenbrunn. Das Herz hing aber immer an der Kultur. Er kombinierte beides, erfand den Begriff „Bühnenwirtshaus“ als kulturellen Nahversorger – und organisierte bis dato ganze 1.300 Veranstaltungen. Kabarett, Musik, europäischer Film – mitten in dem schneesicheren Ort im Waldviertel konnte man was erleben. Dazu noch gut essen – den Mohnnudeln werde ich noch lange nachtrauern – und hoffen, dass die Nachfolger das Rezept übernehmen. Denn er hat sie getroffen, die Entscheidung nach der einjährigen Pause nicht als Wirt weiterzumachen.

„Ich bin 50 und darf noch einmal anfangen – ist das nicht toll?“

Jetzt will Dieter Juster Gemeinden beraten, ein Kulturprogramm auf die Beine zu stellen. Aber nicht nur das. Da sind noch 17 andere Projekte im Kopf, die schwirren, keine Ruhe lassen. Dieter Juster wird weiterhin Kultur machen und Menschen zusammenbringen. Zum Beispiel im Wirtshaus, wie könnte es anders sein. In Niederösterreich zählt es generell zu den gefährdeten Gattungen. Dieter Juster hat Neues im Kopf – warum nicht Yoga-Gruppen ins Wirtshaus holen? Oder Tagesstätten von Sozialeinrichtungen ins Wirtshaus verlegen? So füllt man sie auch unter der Woche mit Leben.

Konzepte wie diese beschäftigen ihn. Die Ideen dafür kommen selten am Schreibtisch. Eher beim Radfahren oder Spazieren. So wie die für „Musik für die Seelen“, einer der Höhepunkte seiner Veranstalter-Tätigkeit. „Das war damals im Rahmen des Wald-Viertelfestivals – da haben wir die Lieblingslieder der Verstorbenen am Friedhof gespielt – und Willi Resetarits hat moderiert. Das hat in Gutenbrunn total polarisiert, viele, die die Idee toll fanden. Und die, die sie bekämpft haben. Für mich war es eine der besten Veranstaltungen, die ich je auf die Beine gestellt habe“.

Und auf die Beine gestellt hat er als Wirt und Veranstalter und Mitglied der Kulturinitiative Weinsberger Wald so vieles. Angefangen hat übrigens alles mit einem Dudelsack-Seminar im Wirtshaus-Saal.

„Die Künstler sind gekommen und ich hab sie gefragt, was sie brauchen. Das habe ich in der Wirtshauszeit gelernt. Es zu schaffen, das „Wie geht’s“ auch so zu meinen. Das hat mit Respekt zu tun. Das ist das, was unserer Zeit braucht.“

Diese Wertschätzung kostet aber auch Kraft. 2011 das Burnout. 2014 die Entscheidung, das Wirtshaues (vorerst) ein Jahr zuzusperren. Von 40 Telefonaten pro Tag auf eines runter. Auch das muss man aushalten. Wandern, Freunde treffen, Familie spüren – privat sein.

„Ich musste erst lernen, mir Hilfe zu holen. Als Waldviertler musst du dauernd funktionieren“

Das Wirtshaus in Gutenbrunn wird er an „die zwei Jungs“ verpachten, die haben ihn überzeugt – ab Herbst 2016 wird’s hier wieder losgehen. Beim Marktfest in Gutenbrunn am 26. Juni gibt es schon eine kleine Vorpremiere.

Den Sommer nützt Dieter Juster zum Leute treffen, Projekte weiterdenken. Schön, wenn sie wieder kommen, die „Momente, in denen das Herz aufgeht“. Wenn sich die Mühe lohnt und man etwas Tolles erschafft. Dafür zieht der Wirt in den Wald. Sein neuer Arbeitsplatz ist ein kleines Holzhaus in Gutenbrunn – oder ist es doch das ganze Land? Wenn er aus „Geht nicht“ ein „Das gibt’s doch nicht!“ macht.

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Dieter Juster samt seinem neuen Arbeitsplatz.

… und Dieter Juster ist in Krems nicht nur in die Schule gegangen, sondern mag die Stadt besonders heute sehr gerne:

„Als ich in Krems in die Schule gegangen bin, war alles so konservativ – heute ist es eine unfassbar lebenswerte Stadt. Krems hat sich so entwickelt, ist für mich die Kulturhauptstadt Niederösterreichs“.

Dieter Juster, du sprichst mir aus der Seele. Schon wieder.
Vielen Dank für das Gespräch & alles Gute.

Was Jean und Tina verbindet.

Die Stadtbücherei oder Schau, was vor deiner Nase liegt!

Jean liegt neben Tina. Und das auf dem Tresen der Kremser Stadtbücherei. Ob ein und derselbe Leser sie ausgeborgt hat? Warum nicht. Nach einem Kapitel Jean Ziegler tut vielleicht eine Seite TINA gut. Umgekehrt umso mehr.

Es leben die Kontraste. Und auf die will ich euch in dieser Geschichte Lust machen. Die Kremser Stadtbücherei ist voll davon. Sie liegt im Herzen von Krems am Körnermarkt, direkt vor unserer Nase. Und vielleicht geht’s euch so wie mir – dass ihr bis jetzt einfach immer vorbeigegangen seid. Die alten verwinkelten Treppen noch nicht hinaufgestiegen seid. Die Wandmalereien noch nie gesehen und Frau Reischl noch nicht kennengelernt habt. Niemand kennt die Bücherei besser. 40 Jahre im Dienst der Bücher sprechen für sich: „Mir konnte nichts Besseres passieren“.  Nach Dienstschluss hat die Leiterin Christiana Reischl übrigens noch immer nicht die Nase voll von Büchern. Sondern steckt ihre jeden Abend noch in ein anderes: „Kein Tag ohne Buch – in der Arbeit komm‘ ich ja nicht zum Lesen. Das wäre zu schön“, lacht sie.

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Wo waren wir? Ach ja, ich wollte euch von den Kontrasten erzählen. Numero uno:

JUNG + ÄLTER

Die Bücherei bietet für alle etwas. Egal, ob man im Brei-Alter ist oder diesen für seine Kinder püriert  – für jedes Alter und jede Lebenslage gibt’s den passenden Lesestoff. Für die Kleinen dann eine ganz große Ecke. Da kann man sich’s gemütlich machen. Auf den roten Stufen oder vor den Computern zum DVD schauen. Schlechtwetter-Programm. Ein Ort zum Runterkommen. Zum Schauen und Entdecken. Plus: Für Schulkinder von der 1. bis zur 9. Schulstufe gibt’s jetzt eine ganz besondere Aktion von der Stadt: Nämlich 3 Monate gratis lesen. Ladet euch einfach den Gutschein herunter und los geht’s!

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Die Bücherei liegt an einem geschichtsträchtigen Ort – im ehemaligen Dominikanerkloster. Dort, wo die Mönche früher Schriften per Hand „kopierten“ und sortierten, begrüßen einen heute das Bibliotheks-Team und der Buch-Scanner. Es geht also noch immer um Texte. Mit dem wesentlichen Unterschied, dass heute hier jeder – auch barrierefrei via Glaslift –  an das Wissen kommt. Und das praktisch kostenlos – beim Stöbern und Lesen direkt in der Bibliothek. Oder zu einem sehr günstigen Preis, wenn man sich die Medien mit nachhause nehmen will.

Jahresgebühr mit unbegrenzten Entlehnungen aller Medien – sprich das Supa-Dupa-Paket – um 45 Euro für Erwachsene. 22 Euro für Schüler.

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FÜRS AUGE + FÜRS OHR + FÜR ALLES

36.800 – so viele Bücher, DVDs, Hörbücher und Zeitschriften gibt’s in der Bücherei. Klar, im Netz warten noch viel mehr – ständig verfügbar, nur einen Download-Klick entfernt. Aber es hat eine eigene Qualität, in die Bücherei zu kommen. Bücher angreifen, DVDs durchschauen. Sich beraten lassen. Da entdeckt man ganz andere Sachen als in iTunes, Amazon & Co. Und das fühlt sich gut an, das macht Lust, sich an den kommenden Herbsttagen aufs Sofa zu legen und zu lesen. Oder neue Filme zu entdecken – das, was nämlich im Kremser Kino im Kesselhaus gespielt wird, landet bald danach auch in der Bibliothek. Gut zu wissen. Patschenkino zum Mitnehmen. Film ab!

Zum Schluss noch ein Veranstaltungstipp: Am 21. Oktober gibt’s im Rahmen des Literaturfestivals „Österreich liest“ das große WeinLesen – inklusive Verkostung! Ab 19 Uhr, Details hier.

Stadtbücherei & Mediathek Krems, Am Körnermarkt 14, 3500 Krems
Tel. 02732/801-382, E-Mail: buecherei@krems.gv.at

Montag 09:00-18:00 Uhr 
Dienstag 14:00-18:00 Uhr
Mittwoch 09:00-18:00 Uhr
Donnerstag 14:00-18:00 Uhr
Freitag 09:00-18:00 Uhr

 

Versteckt. Entdeckt!

Mit dem neuen Stadtbegleiter auf Entdeckungstour durch Krems.

Bis dato waren die Kids auf diesem Blog stark unterrepräsentiert. Jetzt gibt’s vom KREMS TOURISMUS – brandneu und druckfrisch – einen Stadtbegleiter für Kinder, Jugendliche und Familien. Entdecken wir Krems mit Kinderaugen & Kinderwagen! Die Stadt-Gans Gertrud begleitet uns dabei  – also schnell, solange sie sich noch bester Gesundheit erfreut. Schließlich kommt Martini schneller als ihr denkt …

Der neue Stadtbegleiter ist randvoll mit Geschichten, Rätseln und Aufgaben. Eine spannende History-Tour durch Krems auf satten 60 Seiten. Wir haben uns ein paar Rosinen rausgepickt. Die Crew alias Felix, Hannah, Jonas, Paul, Stephanie und Theo steht bereit. Kurze Standort-Klärung, los geht’s!

Das museumkrems und die Dominikanerkirche sind mitten in der Stadt – und für Kinder und Erwachsene ein guter Platz um so einiges zu entdecken. Hier trifft sich Geschichte mit Moderne. Hier gibt’s viele Aufgaben zu lösen. Zum Beispiel: Die Kirche abmessen mit eigenen Schritten. Haben wir gemacht – und dabei ziemlich oft gelacht …

Weiter rein in die Altstadt oder doch Richtung Steinertor? Wir entscheiden uns für die Stufen-Challenge. Vom Pfarrplatz rauf zur Piaristenkirche gibt’s nämlich ganze vier Möglichkeiten den Berg zu erklimmen. Überdacht oder Freiluft. Rechts oder links abzweigen. Und wer hat jetzt die meisten Stufen gezählt?

Oben wartet übrigens ein toller Blick über die Dächer von Krems. Beeindruckende Aussicht. Einzigartiger Selfie-Hintergrund.

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Die Mehrheit der Crew entscheidet: Es ist Zeit für Eis. Und das Eisgeschäft beim Steiner Tor ist aus mehrerlei Hinsicht interessant. Nicht nur in Sachen Vanille, Erdbeere, Pistazie. Hier befinden sich auch viele Häuser mit Geschichte, manche mit Gruselfaktor. Habt ihr schon vom Reckturm des Scharfrichters gehört? Gleich neben dem Eis die ehemalige Hufschmiede. Aber nicht nur das. „Ohne Kremser kein Kino!“ lesen wir. Hier lebte auch Josef Maria Eder, ein Wegbereiter der modernen Farbfotografie und des Films.  Der Fotochemiker experimentierte hier im „Höckerhaus“ … und nicht zuletzt kann die Ecke auch als Spielplatz umfunktioniert werden …

… plus ist das Steinertor auch der Platz, an dem der Kremser Bummelzug jede Stunde um ’10 und ’50 Halt macht. Ja, normalerweise verdreht man jetzt die Augen … aber nach dieser Stadt-Entdeckungstour ist vielleicht eine kleine Auszeit auf 12 Rädern das Richtige.

Das Schöne an Krems: Es gibt immer was zu entdecken. In jedem Alter. In jeder Straße. Den einen Stein, der so ganz anders aussieht als die anderen. Das Rauschen unter dem Kanaldeckel. Die Eissorte, die’s nur hier in Krems gibt.

Bleibt nur noch: Danke an die Crew. Danke an die Stadt. We love you, SMERK!

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Den Stadtbegleiter könnt ihr um € 3,50 beim KREMS TOURISMUS in der Utzstraße 1 mitnehmen. Ganz viele Tipps, Prospekte und Hefte über die Stadt und die Gegend gibt’s kostenlos. Öffnungszeiten wie folgt:

Sommersaison
Anfang April bis Mitte Oktober 2015
Mo – Fr      9.00 bis 18.00 Uhr
Di             14.00 bis 18.00 Uhr
Sa            11.00 bis 18.00 Uhr
So            11.00 bis 16.00 Uhr

Wintersaison
Mitte Oktober 2015 – Mitte April 2016
Mo – Fr 9:00 – 17.00 Uhr

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