Brot gut. Alles gut.

Brot backen kann man in Krems lernen. Zum Beispiel mit Multitalent Nina Nuhr.

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„Butterbrot geht immer“, lacht Nina Nuhr und greift zum Streichmesser. Wenn die jüngste Tochter nach Nachschub verlangt, wird kein Aufschub geduldet. Mit wenigen Handgriffen ist das Brot fertig und Nina Nuhr zufrieden. Ja, es geht ihr beim Backen auch darum, dass ihre Kinder etwas G’scheites auf den Teller bekommen. Als Bäckerin würde sie sich nie bezeichnen, obwohl sie im Thema schon so tief drin ist, dass sie ihr Wissen weitergibt: An der Volkshochschule Krems kann man bei Nina Backkurse belegen. Oder man bucht einen ihrer privaten Kurse zwei Mal im Semester. Für Gruppen und Firmen gibt’s auf Wunsch Spezialtermine.

››Viel braucht es nicht, um gutes Brot zu backen‹‹

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Das Wichtigste ist Zeit. Und der dazugehörige Plan. Bei den wesentlichen Steps sollte man zuhause sein. Zum Beispiel bei der letzten Gare, dem finalen Gehen-Lassen, bevor es heiß wird. Apropos Hitze: Die sollte beim Backen von Beginn an da sein, wenn das Brot in den Ofen kommt. Von Anfang an Vollgas ist die Devise. Ein Tempo, das auch zur sympathischen Rohrendorferin passt, die zwischen Familie, Fachhochschule, HLM/HLW, Volksschule und Volkshochschule pendelt. Dazwischen unterrichtet sie noch Kinderturnen. Ein pädagogisches Multitalent. „Ich bin ein kommunikativer Typ, komme aus der Lehre. Ich unterrichte Betriebswirtschaft genauso gerne wie Brot-Backen.

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››Wenn dir ein Freund ein Foto aus Naxos schickt,
wo er gerade dein Sauerteig-Brot verspeist,
ist das eine schöne Bestätigung.‹‹

Ich gebe mein Wissen gerne weiter, umso schöner, wenn dann noch der Funke überspringt. Ein Freund von mir hat mir mal ein Foto aus Naxos geschickt, wo er eines meiner Sauerteig-Rezepte gebacken hat. Das finde ich toll. Ich mag es, Menschen zu animieren, etwas auszuprobieren.“ In Nina Nuhrs Backkursen lernt man deshalb auch Basisrezepte, die man selbst variieren kann. Saaten, Körner und Quellstücke mischt man dann nach Lust und Laune in den eigenen Brotteig. Wichtig bei all dem: das Mehl. Nina Nuhr kauft ihres in der Neumayr-Mühle in Hadersdorf. Ein Familienbetrieb, der verschiedene Weizen-, Dinkel- und Roggenmehle herstellt. Aber auch andere Produkte wie Durum Nudelgrieß, Knuspermüsli oder Dinkel-Backerbsen.

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Volle Geborgenheit mit Type 700

Nina Nuhr verwendet für ihre Basisrezepte oft Weizenmehl Type 700. Die Zahl hinter der Type misst übrigens den Mineralstoffgehalt des Mehls. Je höher, desto mehr Mineralstoffe und Schalenanteile und desto dunkler das Mehl. „Ich finde, man sollte Weizen nicht verteufeln. Oft liegt es einfach an der schlechten industriellen Verarbeitung, nicht am Korn selbst. Ich kann sagen: Die Krume profitiert sehr vom Weizen.“ Nina Nuhr bäckt rund drei Mal die Woche. Immer zuhause in der eigenen Küche – außer sie hält ihre Backkurse, die finden in der HLM/HLW in Krems oder in der Volksschule Rohrendorf statt.

„Wenn der Duft von frischem Brot durch das eigene Haus zieht, das ist Geborgenheit pur. Eine Klammer. Ich kenne niemanden, der das nicht mag.“

Fragt man die ältere Tochter Johanna nach dem Lieblingsbrot, runzelt sie die Stirn: „Die Mama bäckt so viel, dass ich mich da nicht entscheiden kann.“ Bauernbrot, Topfbrot, dazwischen auch mal Baguette – das Rezept dazu gibt’s übrigens auf www.lustaufkrems.com/brot. Aus eigener Erfahrung weiß Nina Nuhr, dass Brot backen gut integrierbar sein muss in den Alltag. Deshalb sind in ihren Kursen auch Über-Nacht-Rezepte dabei. Bis auf ein wenig Planung und gutes Mehl braucht es sonst nicht viel: etwas Sauerteig. Bei manchen Rezepten einen Hauch Bio-Hefe. Auch ohne Küchenmaschine lassen sich viele Brote herstellen, allein Muskelkraft ist gefragt. Wer dem Backfieber verfällt, sollte in einen Backstein aus Schamott investieren. „Der Stein speichert die Hitze und hebt das Brot langsamer und schöner als wenn man ohne Stein bäckt.“ Wenn das Brot einmal im Ofen ist, dann kurz mit der Wasserspritze sprühen, um die Luftfeuchtigkeit im Rohr zu erhöhen. Nein, das typische Schüsserl mit Wasser hilft da zu wenig. Während der ersten 10 bis 15 Minuten übt man sich am besten in Geduld. Da sollte die Backofentür nämlich auf jeden Fall zu bleiben. „So bringt man auch mit einem ganz normalen Backofen tolle Ergebnisse zustande. Wer hat schon einen Holzofen in der Küche?“

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5 Stunden Handarbeit

Bucht man bei Nina Nuhr einen Backkurs, ist nix mit Zurücklehnen. In den fünf Stunden lernt man verschiedene Rezepte. Da heißt es auf die Tube drücken und Teig kneten. Die ideale Konsistenz von Brotteig beschreibt die studierte Betriebswirtin als „kräftiger als Kuchenteig und durchaus etwas klebrig“. Wer Sandwich bäckt, für den lautet das Ziel „seidig-samtig-angenehm.“ Es gibt viel auszuprobieren, manchmal auch den Sprung über den eigenen Schatten: „An einen älteren Herrn in meinem Kurs erinnere ich mich noch, der hat nach jedem Arbeitsschritt alle Oberflächen mit dem Lappen saubergemacht, weil seine Gattin ihn so toll ‚erzogen’ hatte, wie er sagte. Im Kurs machen wir aber immer gemeinsam sauber“, schmunzelt sie.

Brot-Blogs als Inspiration

Auch Nina Nuhr ist nach hunderten selbstgebackenen Broten noch immer neugierig. Inspiration holt sie sich vom Linzer Dietmar Kappl, bei dem sie auch selbst schon gelernt hat. Sein Blog homebaking.at ist immer ein heißer Tipp, sagt Nina. Genauso wie http://www.ploetzblog.de, die Seite des deutschen „Brot-Papstes“ Lutz Geißler.

Mehr über Nina und ihre Kurse auf http://www.ninabackts.at

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Ein Krampus im August.

Zieht euch ja nicht warm an. Jetzt geht’s nämlich an einen der heißesten Orte der Stadt. Die Backstube der Bäckerei Aubrunner. Dort wird noch so richtig Brot gebacken. Mit Rezepten, die teilweise über 50 Jahre alt sind. Ohne Backmischung. Dafür mit purer Muskelkraft.

Ich hab für euch eine Nachtschicht eingelegt – und mir angeschaut, wie Brot, Kornspitz‘ und Kipferln entstehen. Wie man Handsemmeln, Salzstangen und einen Brioche-Krampus formt. Leider gibt’s ja keinen Geruchs-Blog. Dafür erzähl ich euch, dass es in der Backstube einfach nur zum Niederknien riecht. Nach – jaaaa, Überraschung – frischem Brot. Aber auch nach Zucker. Mehl. Mehlspeisen.

Und das Ganze hat etwas Magisches. Wenn aus Rohstoffen wie Mehl und Wasser plötzlich etwas entsteht. Geschmack. Textur. Ist doch nur Chemie, sagen die einen. Poesie die anderen. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen.

Mit Poesie hat so eine Nachtschicht wenig zu tun. Sondern mit ganz harter, körperlicher Arbeit. Beim Aubrunner werden die Öfen um 22 Uhr angefeuert. Dann geht’s los. So bis 4 Uhr Früh „oder bis die Arbeit gemacht ist“. Das dauert in der Weihnachtszeit dann auch schon mal bis halb 6 Uhr.

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22 Uhr – und schon mitten im Geschehen.
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Hier werden aus einer großen viele kleine Teigkugeln. AUTOMATisch.
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Das Kieser-Training kann er sich sparen, der Josef.

Gearbeitet wird im 3er-Team. Heute die Bäcker Josef und Willi. Da der Kollege auf Urlaub ist, springt der Chef ein. „Nur zu zweit würden sie es nicht schaffen bis dreiviertel 5. Dann sperren wir auf“, erklärt mir Karin Aubrunner. Sie managt das Geschäft vorne, die Kunden, die Bestellungen und alles was sonst noch anfällt. Zeit nimmt sie sich aber immer gerne für die Menschen, die da so reinkommen. „Bei uns erfährt man immer etwas Neues, es wird gegatscht, das ist ein bissl so wie früher. Und gar nicht so wie im Supermarkt.“

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Michael, Willi und Josef. Kurze Pause – aber nur für die Kamera.

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Wusstet ihr, dass es vor 60 Jahren in Krems über 30 Bäcker gab? Heute sind es noch zwei. Die Bäckerei Sabathiel. Und eben die von Michael Aubrunner. Der kommt aus einer Familie, die schon über 200 Jahre im Bäckergewerbe ist.

Wie man heutzutage noch eine erfolgreiche Bäckerei führen kann? „Wir hören immer ein bissl hin, was sich die Kunden so wünschen. Dann probieren wir etwas Neues – und das funktioniert in unserer Größe gut. Wir können uns auf die Leute einstellen“. So hat der vegane Kuchen-Versuch einen fixen Platz im Sortiment gefunden. Oder im Moment gerade das Chia-Brot. Ganz lange gibt’s schon das Schrotbrot – seit den 60iger Jahren als Vollkornbrot noch ziemlich exotisch war. Am Rezept hat sich seitdem nix geändert.

Vielleicht ist es also das. Die Mischung aus Tradition und der Lust, immer wieder etwas Neues auszuprobieren. Gemixt mit dem Anspruch hinzuhören. Den Leuten zuzuhören, die in der Bäckerei ein- und ausgehen, ihre Geschichten dalassen und neue mitnehmen.

Ich nehm‘ meinen frisch dampfenden Brioche-Krampus mit. Und das Oster-Hasi und das Kipferl und den süßen Zopf. Gebäck, das Michael Aubrunner für die Kamera im Handumdrehen gezaubert hat. Gebäck, das morgen neben der Erdbeermarmelade auf meinem Frühstücksteller landet.

Gute Nacht!

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Wann gibt’s das schon? Krampus neben Osterhase.
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Michael und Karin Aubrunner
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Meine Rede.

Bäckerei Aubrunner, Ringstraße 67, 3500 Krems.

Mo-Do:

Fr:
Sa:

04:45 – 12:15
14:30 – 18:30
04:45 – 18:30
04:45 – 12:15

 

 

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